„Den Park gab es gar nicht“ – Andy Grote am 25.1.2014 1

Wir würden nie auf die Idee kommen, …einen bestehenden Park…einzuzäunen“ erklärte der Bezirksamtsleiter jüngst im Interview auf wilhelmsburgonline.

Aber Sie haben doch einen bestehenden Park eingezäunt.

Darauf Herr Grote: „ Nein, den Park gab es gar nicht.“  ***

Diese Frage sollte sich klären lassen:
Wilhelmsburger Park 2008

Wilhelmsburger Park 2008

Der Kartenausschnitt stammt aus einer Stadtkarte des Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung vom April 2008. Er zeigt das Gelände vor der Errichtung der Bauzäune durch die igs GmbH.

Zu sehen ist der „Wilhelmsburger Park“ beiderseits der Wilhelmsburger Reichsstraße. Eine ca 100 ha große Grünanlage in der Wilhelmsburger Mitte, mit den entsprechenden Wegeverbindungen zwischen den Wohngebieten an der Georg Wilhelm Straße im Westen und den großen Wohngebieten in Kirchdorf – jenseits der Bahn; zwischen Bürgerhaus und Rathaus im Norden und der Kornweide im Süden.

Eine Erweiterung des Parks hat es vor allem am östlichen Randstreifen neben der Bahn gegeben (ehemaliger Containerbahnhof), wo sich jetzt neben Kletterhalle, Schwimmbad, Basketballhalle und Hochseilgarten, weitere Spiel- und Sportangebote, wie die Skater-Anlage konzentrieren. Die ehemalige Straße „Am Containerbahnhof“ heißt jetzt „Am Inselpark“ – mit den Musterhäusern der IBA zu beiden Seiten. Im Norden hat der Park Flächen an die „Waterhouses“ abgeben müssen.

Die übrige topographische Grundstruktur des Wilhelmsburger Parks mit ihren Haupt- und Zuwegen, den Bracks und Wettern, wurde nicht verändert.

Neben Zaun und Toranlagen bestehen die Unterschiede vor allem im Verlust von 193 Kleingärten und mehreren Tausend Bäumen und Sträuchern. Dafür gibt es neue Gartenanlagen (wie z.B. den Rosenboulevard), neue Zugänglichkeiten von Teichen und Wasserläufen, Anlage von Stegen, Terrassen etc.
Eine Verbesserung der Wegeverbindung ergibt sich vor allem durch die Barriere freie zusätzliche Brücke für Fußgänger und Radfahrer über die Reichstraße. Wesentlich verbessert hatte sich auch die Aufenthaltsqualität durch die Zivilisierung der Wilhelmsburger Reichsstraße mit der Aufbringung von Flüsterasphalt und der Einführung eines Tempolimits von 50 kmh.

Fazit:

Der Wilhelmsburger Inselpark ist kein Produkt der Internationalen Gartenschau von 2013. Es gab ihn lange vorher.

Was es 2008 nicht gab, war ein Bezirksamtsleiter Andy Grote, der erst 2013 dieses Amt angetreten hat. Wenn er jetzt erklärt, das Einzäunen eines bestehenden Parks sei eigentlich absurd, müsste er sich demnach für den unverzüglichen Abbau von Zaun und Schließanlagen einsetzen.

Wenn es um die Erhaltung der neu gewonnen Qualitäten des Parks geht, dann sollte sich die Verwaltung vor allem um das Verbleiben der neuen Brücke über die Reichsstraße und die Wiedereinführung von Tempo 50 auf der Reichsstraße kümmern.
Darüber hinaus erfordert auch dieser Park den Einsatz erheblicher Mittel für gärtnerische Pflege und den Erhalt der Infrastruktur. Für den Bereich des Sportparks entlang der Bahn muss eventuell auch über eine zusätzliche Parkaufsicht nachgedacht werden.

Insgesamt war und ist der zentral gelegene Wilhelmsburger Inselpark mit seinen vielfältigen Wegeverbindungen zwischen den Quartieren unverzichtbarer Teil des öffentlichen Raumes der Freien und Hansestadt. In dieser Qualität ist er in der Tat eher mit dem Hamburger oder auch Harburger Stadtpark vergleichbar.

Als St. Paulianer liegt Herrn Grote der dortige Park natürlich näher. In der Tat hat Planten un Blomen einen ganz anderen historischen Zusammenhang: Er ist aus dem ursprünglichen Botanischen und dem Zoologischen Garten hervorgegangen und beherbergt heute noch große Gewächshäuser, die Mittelmeerterrassen und ein Alpinum.

Niemand würde dagegen auf die Idee kommen, die Stadtparks in Hamburg oder Harburg einzuzäunen. Auch wenn dort qualitativ hochwertige Einrichtungen, Spielplätze oder Skulpturen zu finden sind.

Alle waren wir froh, als endlich der Zollzaun am Spreehafen fiel.
Der Wilhelmsburger Inselpark muss wieder werden, was er immer war:

Ein freier Park für freie Bürger! Ein attraktiver öffentlicher Raum – ohne Zaun!

1 Antwort zu “„Den Park gab es gar nicht“ – Andy Grote am 25.1.2014

  1. Antworten Jonas H. Feb 8, 2014 16:49

    Als Bewohner der Elbinseln möchte ich die Forderungen des Vereins Zukunft Elbinsel Wilhelmsburg zum Wilhelmsburger Inselpark bekräftigen. Ich spreche mich ebenfalls für eine uneingeschränkte Öffnung des Inselparks aus.

    Ich möchte den Inselpark, der in meiner unmittelbaren Nachbarschaft liegt, gerne auch nachts nutzen, um zu entspannen, die Stadtnatur zu genießen und um Fahrrad zu fahren. Schon oft musste ich in den vergangenen Monaten entlang der Hauptstraße mit dem Fahrrad um den Park herum fahren. Je nach Start (z.B. S-Bahnhof) und Ziel (z.B Wohnung) bietet der Inselpark viele wichtige Wegeverbindungen und Abkürzungen, die sich nicht nur auf je einen Weg in Nord-Süd- und Ost-West-Richtung reduzieren lassen.

    Ich halte es für eine Anmaßung, darüber entscheiden zu wollen, zu welcher Uhrzeit und zu welchem Zweck ein legitimes Interesse vorliegen kann, den Park zu nutzen. Den uneingeschränkten Zugang des öffentlichen Raums und wichtiger Wegeverbindungen erachte ich als unabdingbar für die Lebensqualität in einer freien und demokratischen Stadtgesellschaft. Durch eine andauernde regelmäßige Schließung des Zauns würde für mich die Lebens- und Wohnqualität der ansonsten geliebten und geschätzten Elbinseln weit mehr beeinträchtigt, als es eine hochwertige Parkausstattung ausgleichen könnte.

    Auch die Argumentation zur Vermeidung von Vandalismus und daraus resultierenden Kosten erscheint mir wenig stichhaltig. Selbst aus Kostengründen vermute ich, dass der regelmäßige Schließ- und Sicherheitsdienst teurer ist als die Beseitigung der so vermeintlich verhinderten Vandalismusschäden. Ich halte es vielmehr für denkbar, dass die Einschnitte in die Bewegungs- und Freiheitsrechte vieler Elbinsulaner durch den verschlossenen Zaun eher weiteren Vandalismus provoziert anstatt ihn zu begrenzen.

    Ich möchte Bezirksamtsleiter Herrn Grote und alle Zuständigen im Bezirk Hamburg Mitte darum bitten, die regelmäßige Schließung des Inselparks zu überdenken und mit einer uneingeschränkten Öffnung des Inselparks einen Beitrag für mehr Lebens- und Wohnqualität auf den Elbinseln zu leisten.

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