Wilhelmsburg und die Veddel müssen wieder auf die Beine.
Kneift Ole?
Stellungnahme Verein Zukunft Elbinsel Wilhelmsburg zur Karnevals-Demo 18.2.2007
Nach einem beschaulichen Fastnacht-Umzug hinterm Deich hört sich das nicht gerade an, was Karnevalisten da vorbereiten. Vorbild ist eine Aktion, die schon einmal – genau vor 10 Jahren – die Elbinsel mächtig in Schwung brachte. Auch damals waren Gruppen aus ganz Hamburg dabei: St. Georg, Hafenkrankenhaus usw.
Wird es nicht höchste Zeit, diesen Spaß wieder zu beleben? Zumal die Senatspolitik gegenüber Wilhelmsburg immer noch ziemlich „närrisch“ ist.
Viele erleben in den letzten Monaten gefühlsmäßige Wechselbäder. Nie zuvor hatten Wilhelmsburg und die Veddel so große Aufmerksamkeit bei Politikern, Planern und Investoren: Eine „Bildungsoffensive“ macht sich auf den Weg, die IBA-GmbH beginnt ihre Arbeit – mit viel Elan und großem Etat, eine „Bürgerversammlung“ ist in Vorbereitung usw, usw.
Gleichzeitig treibt der Senat unbeirrt seine Großprojekte voran, die die Elbinsel als Wohnort immer mehr in die Zange nehmen und ihre einzigartigen Qualitäten zu zerstören drohen. Im Grünen Osten dürften bald die Bagger rollen, im Norden kommen die Planungen der „Hafenquerspange“ geräuschlos, aber umso effektiver voran, im Westen, am Reiherstieg und auf Steinwerder sind riesige Industrie – und Gewerbegebiete in Vorbereitung.
Ist es ein Wunder, wenn Unbehagen um sich greift, bei so viel Widersprüchlichkeit?
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- Da wird zu einer „Bildungsoffensive“ geblasen und gleichzeitig werden im Kinder- und Jugendbereich und bei Bücherhallen Mittel und Stellen gekürzt.
- Da werden Millionen in die Sanierung des Reiherstiegviertels gepumpt und gleichzeitig direkt davor eine hoch aufgeständerte Stadtautobahn geplant.
- Da soll es eine Grüne Garten-Ausstellung geben und gleichzeitig ist der Grüne Osten durch ein großes Gewerbe- und Industriegebiet bedroht und Kleingärtner fürchten um ihre Parzellen.
- Da sollen durch verbesserte Wohnqualität junge Familien angelockt werden und gleichzeitig ist ein Kohlekraftwerk im Südwesten, ein Müllkraftwerk im Nordosten und ein Containerterminal auf Steinwerder in Planung
- Die Öffnung des Zollzauns wird zuerst versprochen, nun war er offen – dank des Sturms „Franz“ – und schon gibt es Pläne, ihn wieder komplett neu aufzubauen.
- Da wird Wilhelmsburg in den Bezirk Mitte verschoben und die Einwohner der Insel werden dazu überhaupt nicht gefragt.
- Und dann die Sache mit der Maut – man mag es zunächst kaum glauben: Die „Hafenquerspange“ soll ja bekanntlich privat finanziert und auch für PKW bemautet werden. Zur Verhinderung von „Ausweichverkehren“ lässt der Senat ernsthaft prüfen, ob nicht auch auf der Köhlbrandbrücke, sowie allen großen Durchgangsstraßen wie Mengestraße, Harburger Chaussee, Kornweide etc eine Maut erhoben werden kann.
Lange bestand die Hoffnung, dass Ole von Beust als Bürgermeister zu diesen Widersprüchlichkeiten Stellung bezieht und den Wilhelmsburgern auf einer Einwohnerversammlung Rede und Antwort steht. Das jedenfalls war der Auftrag der großen Einwohnerversammlung vom 2.2.2006. Nach fast einem Jahr intensivster Bemühungen, ihn dafür zu gewinnen, erklären die Organisatoren diesen Versuch für gescheitert und stellen jetzt öffentlich fest:
Der Bürgermeister stellt sich der Bürgerversammlung (bisher) nicht.
Den WilhelmsburgerInnen bleibt offenbar (wieder mal) nur die Straße.
Sie werden deutlich machen: „Wir sind schon da. Ohne uns läuft auf der Insel nichts!“
Weitere Fotos, Pressecho etc finden sich auf dem link:
Wir sind schon da!