Erklärung der Mitgliederversammlung Zukunft Elbinsel Wilhelmsburg 10. 3. 2012
„Am 23. März 2002 haben wir hier im Bürgerhaus Wilhelmsburg die Ergebnisse unserer Zukunftskonferenz präsentiert. Im Sommer 2002 haben Aktivisten der Zukunftskonferenz den Verein Zukunft Elbinsel Wilhelmsburg gegründet. Wo stehen wir heute, 10 Jahre danach?“
Niemand von uns konnte ahnen, welche Dynamik wir damals angeschoben bzw befördert haben: Unter dem Leitbild „Sprung über die Elbe“ wurden in nicht vorstellbarem Ausmaß finanzielle und personelle Ressourcen mobilisiert, die sich auf die Entwicklung der Elbinseln bezogen. Wissenschaftler, Planer und Investoren machten sich auf Schatzsuche oder wittern ihre Chance. Dies kann auch eine Chance für Wilhelmsburg und seine Bewohner sein. Oft genug aber bleiben die Elbinseln mehr Schauplatz für externe Ambitionen und Eitelkeiten, Experimentierfeld für „Planen im Ausnahmezustand“ – ohne viel Respekt vor gewachsener Natur, Kultur und Struktur.
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Unser Verein hat einige Dutzend Mitglieder. In der Tat viel zu wenig. Seine Stärke und Wirkung aber liegt in den vielfältigen Verbindungen. …
Im Rückblick auf die 50 Jahre nach der Flut von 1962 waren es immer wieder engagierte Bürgergruppen, die sich als der entscheidende Motor der Stadtteilentwicklung Wilhelmsburgs erwiesen haben. Der Ausstellungszauber der Internationalen Großveranstaltungen wird in Kürze Geschichte sein. Auch wenn eine Wirkungsbilanz der vielen Projekte und Maßnahmen vermutlich erst nach Jahren möglich ist und je nach Blickwinkel unterschiedlich ausfallen wird, liegen die Herausforderungen für die heutigen Bürgergruppen bereits auf der Hand:
Errungenschaften sichern
Die Wilhelmsburger und Veddeler Bildungslandschaft befindet sich in einem kreativen Aufbruch, der gesicherte Rahmenbedingungen für mindestens weitere 10 Jahre benötigt. …
Chancen nicht verpassen
Einige vor Ort besonders begrüßte Projekte drohen aus unterschiedlichen Gründen zu scheitern. Dazu gehört das Dokumentationszentrum auf dem Dach des Energiebunkers, eine für die Stadtteile sinnvolle Nachnutzung des IBA-Docks im Müggenburger Zollhafen…
Die Zweiteilung der Stadt überwinden
Bürgermeister Scholz sprach kürzlich von Wilhelmsburg als „Mitten im Zentrum – mitten im Zentrum der Metropolregion Hamburg“. Ist die zentrale Botschaft der Zukunftskonferenz damit tatsächlich angekommen? Entscheidend ist, ob die neue Rhetorik auch mit einem substantiellen Paradigmenwechsel verbunden ist und welche Änderungen in Politik und vor allem in der Verwaltung folgen. …
Die Elbinseln Wilhelmsburg und Veddel als Ganzes im Blick behalten
Die Besonderheiten von Lage, Geschichte und fortlaufender Einwanderung begründen eine Identität der Inseln im Fluss. Die „Schicksalsgemeinschaft hinterm Deich“ fußt nicht nur auf den traumatischen Erfahrungen der großen Flut von 1962; von den großen Infrastrukturentscheidungen Hamburger Politik sowie den ökonomischen und sozialpolitischen Rahmenbedingungen sind – wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung – doch alle Quartiere und Bevölkerungsgruppen auf den Elbinseln betroffen. Unser Verein setzt sich für die Verbesserung der Lebensbedingungen in allen Quartieren und für alle Bevölkerungsgruppen ein. …
Ob IBA und igs neue Spielräume eröffnet haben oder im Gegenteil vor den eigentlichen Herausforderungen zurückgewichen sind und die Entwicklung damit blockieren, darf unterschiedlich bewertet werden. In Würdigung der vielen investierten Hamburger Steuermittel gilt es jedoch, an den durch die Stadtplanung gesetzten Impulse kritisch-kreativ anzusetzen.
Heimat zu sein für Menschen aus aller Welt in guter Nachbarschaft auf einer vitalen, bunten und grünen Elbinsel im Herzen der Hansestadt – diese Vision trägt und beflügelt uns und wird bei den vielfältigen Stadtteildebatten, u.a. unseren Pegelständen weitergetragen und differenziert.
Dazu gehören:
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Bürgerengagement festigen
Gemeinsam mit dem Türkischen Elternbund und der Stiftung Bürgerhaus Wilhelmsburg wollen wir beim Aktionstag am 22.9. 2012 das Netzwerk der Initiativen und Vereine auf den Elbinseln wieder fester knüpfen.
Engagement der BürgerInnen und Bürger für ihre Community, ihren Stadtteil ist Wesen und Stärke von Demokratie. Dies zuzulassen und zu fördern ist Aufgabe weiser Stadtpolitik der nächsten Jahre. Dies durchzusetzen ist die Aufgabe starker unabhängiger Bürgerorganisationen. „Bürgerbeteiligung“ ist mehr als Information und Akzeptanzbeschaffung – wir wollen mitreden, da wo entschieden wird und bevor entschieden wird! Bevor die gewählten Organe das letzte Wort haben sind die Entscheidungen längst getroffen: In Ausschüssen und Zirkeln werden die Gesetzesvorlagen unter dem Einfluss interessengestützter „Experten“ und Lobbyisten der Wirtschaft formuliert. Wir fordern gleiches Recht auch für die VertreterInnen der zivilgesellschaftlichen Bürgerorganisationen. 10 Jahre Zukunft Elbinsel Wilhelmsburg e.V. haben uns gelehrt: Wir betteln nicht um „Beteiligung“ – wir bitten zum Dialog.
Die vollständige Erklaerung der Mitgliederversammlung vom 10.3.2012 als PDF