Audio am Ende des Artikels
Die gesamte Veranstaltung im Ton-Mitschnitt zum Runterladen oder als Podcast am Ende
Es war eine gut besuchte Veranstaltung zur Zukunft das Krankenhaus Groß-Sand gestern Abend im Bürgerhaus Wilhelmsburg.
Auch wenn u.a. mit der Immanuel Albertinen Diakonie Hamburg ein kompetenter zukünftiger Träger Interesse zeigt: “Die Kuh ist noch nicht vom Eis!“.
Ganz entscheidend wird sein, wie das inhaltliche Konzept des neuen Krankenhausträgers aussehen wird. Bleibt es ein Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung mit einer gut ausgestatteten und rund um die Uhr erreichbaren Notfallambulanz, wie bisher? Oder wird es ein Schwerpunktkrankenhaus, z.B. im Bereich Geriatrie oder ein „Portal- Krankenhaus“ für die Groß-Klinik im Hintergrund, das selbst das Gesamtspektrum der notwendigen stationären Versorgung nicht mehr abdecken kann?
Neben den politischen Vertreter*innen von SPD, Linke, Grüne und CDU sprach auch Margrit Fischer von der Mitarbeitervertretung Groß-Sand: “Wir wünschen uns vom neuen Träger, dass er aufbaut und nicht abbaut. Ein Szenario wie im Supermarkt, dass die befriedigenden Teile bleiben und die nicht rentablen wegfallen, lehnen wir entschieden ab.“
Ganz deutlich wurde, dass der Stadtteil Wilhelmsburg u.a. mit Vertreter*innen wie Dr. Olaf Settgast, Vorsitzender der Wilhelmsburger Ärzteschaft, Heye Osterwald von der evangelischen Kirche und Manuel Humburg vom Verein Zukunft Elbinsel Wilhelmsburg sehr wachsam auf das Zukunftskonzept der Klinik schauen und keinen Abbau in der stationären Versorgung akzeptieren werden.
Dr. Olaf Settgast: “An zwei von drei Tagen nehme ich Einweisungen nach Groß-Sand vor. Der Bedarf ist hoch!“
Die Stimmung im Saal des Bürgerhauses ist eindeutig: Wenn der anvisierte Träger kein zukunftsfähiges Konzept vorweisen kann, ist weiterhin die Stadt gefragt. Vorschläge, Groß Sand zu einem kommunalen Krankenhaus zu machen, haben ihre Gültigkeit nicht verloren.
Auf dem Podium: von links: Deniz Celik, DIE LINKE, Claudia Loss, SPD, Hartmut Sauer, Moderation, Uwe Schneider, CDU, Linus Jünemann, GRÜNE
In der Forderung nach einem Erhalt eines allgemeinen Krankenhauses für Wilhelmsburg am Standort Groß-Sand waren sich die gesundheitspolitischen Sprecher*innen der vier Partein einig.
Dennoch entspann sich eine lebhafte Debatte über das zukünftige Medizinkonzept des Hauses, die Steuerungsmöglichkeiten der zuständigen Sozialbehörde, die unklare Rolle der Krankenkassen und der Kassenärztlichen Vereinigung im Verhandlungsprozeß, ob es einen „partizipativen Prozeß“ mit Beteiligung der Belegschaft und aus dem Stadtteil geben sollte, etc.
In zahlreichen engagierten Beiträgen wurden zudem die Erwartungen aus dem Publikum formuliert.
Hier z.B ein spontaner Redebeitrag aus dem Publikum, die viel Beifall erhielt:
„Mein Name ist Gregor Waschkowski, ich wohne seit 42 in Wilhelmsburg.
Ich musste bisher glücklicherweise nur sehr selten ins Krankenhaus, aber ich habe ein hohes Interesse daran, dass es hier auf der Elbinsel ein voll funktionsfähiges Krankenhaus gibt. Auf die schwierige Versorgungssituation im Süden Hamburgs und die störanfälligen Verkehrswege wurde schon hingewiesen.
Ich bin schockiert von den Aussagen von Frau Loss (SPD) und Herrn Schneider (CDU), die eben ausgeführt haben, dass jetzt erst mal die Finanzer und Juristen die Weichen stellen sollen, dann könne man alles Weitere sehen. Wer wie ich der Meinung ist, dass ein Krankenhaus zuerst ein Ort der Gesundheitsvorsorge ist und die Finanzen nachgeordnet sind, muss die Reihenfolge umdrehen. Das habe ich heute so deutlich nur von Herrn Celik (Die Linke) gehört.
Ich werde hier keineswegs das Erzbistum in Schutz nehmen. Da sind viele Fehler passiert und die Kommunikation ist eine Katastrophe. Aber was können wir von einem Bistum erwarten, dessen Bischof seit einem halben Jahr auf die Annahme seines Rücktritts wartet, das sinkende Mitgliederzahlen und Kirchensteuereinnahmen hat, das eine schwierige Situation in den katholischen Schulen hat? Viel mehr als die Übernahme von alten Schulden und der Wille, die Trägerschaft an einen gemeinnützigen Träger abzugeben, können wir dort nicht erwarten.
Die Sicherstellung der medizinischen Versorgung in Hamburg ist nicht Aufgabe des Erzbistums, sondern Aufgabe der Stadt Hamburg! Ich erwarte daher jetzt klare Zusagen von der Bürgerschaft und dem Senat an einen zukünftigen Träger, dass sie ihn politisch und finanziell unterstützen werden – unter der Bedingung, dass Groß Sand ein vollständiges Krankenhaus bleibt! Noch lieber wäre mir, die Stadt würde das Krankenhaus in kommunale Trägerschaft übernehmen. Damit könnte die Stadt Hamburg ihrer Verantwortung für die Sicherstellung der medizinischen Versorgung am besten nachkommen.“
Die gesamte Veranstaltung als Audio – zum Runterladen oder zum Hören als Podcast:
„Damit wird klar, dass leider noch nichts klar ist. Alles scheint noch offen und möglich“ – einleitender Beitrag von Manuel Humburg:
21-09-14-Pegelstand-Groß-Sand_Beitrag-Manuel-Humburg
Presse
taz-Interview am 14.9.21.mit Thomas Kosiol im Vorfeld der Veranstaltung:
„Pegelstand Groß-Sand – Absichtserklärung“:
Bericht im Wilhelmsburger Insel Rundblick
Bürger in Sorge: Was wird aus dem Krankenhaus Groß-Sand?
Nina Gessner in der mopo vom 16.9.2021