Kirchdorf Süd sagt Nein zur Hafenquerspange

Die AG Kirchdorf-Süd (ein Zusammenschluss der Einrichtungen in Kirchdorf-Süd) und die Geschichtswerkstatt Wilhelmsburg hatten am 26. Januar 2017 in das Laurens Janssen Haus zu einem Bewohner*innen-Ratschlag zur geplanten Hafenquerspange/A26-Ost eingeladen.
Am Tag davor gab es einen Informationsstand auf dem Marktplatz in Kirchdorf-Süd mit dem Modell der geplanten Autobahn als Mittelpunkt.

HQS - Modell Kirchdorf Süd auf dem Markt 1-web

Hier der Pressetext von Anja Blös im Namen der Vorbereitungsgruppe von der AG-Kirchdorf-Süd. Er beschreibt den Ablauf und vermittelt ein Stimmungsbild der Menschen in Kirchdorf-Süd:

Es geht nur gemeinsam!

Die vielen Wahrheiten und Fakten zur HQS

Kirchdorf Süd sagt Nein zur Hafenquerspange

KIRCHDORF SÜD – Der Ratschlag zur Hafenquerspange (HQS) hat begonnen. Die AG-Kirchdorf Süd hat es übernommen, sich mit den 6000 Bewohnern der vor 40 Jahren entstandenen Großsiedlung im Süden Wilhelmsburgs, zu solidarisieren. Denn die Stimmung in Kirchdorf Süd ist eindeutig: „Nein zur Autobahn!“ Die unmittelbaren Auswirkungen durch mehr Lärm und Schadstoffe sind der offensichtliche Effekt. Doch die Argumente zu städtebaulichen und verkehrspolitischen Fehlüberlegungen wiegen ebenso schwer. Im Laurens-Janssen-Haus gab es gestern die Gelegenheit, um sich über die Planungen der HQS zu informieren und angeregt zu diskutieren.

Gewohnt kenntnisreich lieferte der „Verein Zukunft Elbinsel“ Zahlen zu abweichenden Kosten, irreführenden Prognosen und zu erwartenden Belastungen durch Lärm und Schadstoffen als in den offiziellen Verlautbarungen. Manche Kostenschätzung wurde als illusorisch entlarvt. So sind für den Bau der HQS mit allen komplexen Verkehrsknoten 890 Millionen Euro angesetzt. Zusätzliche Tunnelungen oder Troglösungen zum Schutz der Menschen sind darin noch nicht berücksichtigt. Die Aussage einer Ortspolitikerin, „Hamburg hat nur Fixkosten von 10 Millionen”. Jede zusätzliche Ausgabe wird vom Bund getragen“ mochte in dem Raum niemand glauben.

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Foto: Hasan Erkan

Eine wichtige Frage war an dem Abend, die Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. In Planungsunterlagen ist Kirchdorf Süd ein grauer unbewohnter Fleck. So als gebe es die 6000 Menschen gar nicht. Wie werden die Bewohner von Kirchdorf Süd sichtbar, wie bekommen sie eine gewichtige Stimme und ein Gesicht in einem von der Politik als „alternativlos“ bezeichneten Plan. An dem Abend wurden Ideen entwickelt, um die Bewohner untereinander zu mobilisieren. Mehr Informationen direkt an die Leute, mehr Ermutigung, sich zu zeigen. Der Abend war ein motivierender Anfang. Eher ernüchternd war dagegen zu erfahren, dass es zwar auch unter Vertretern von Schulen, Wohnungsbaugesellschaften und Politikern jeglicher Partei, viele Kritiker gibt. Die nehmen dazu aber nur hinter vorgehaltener Hand eindeutig Stellung. „Demokratie geht anders“, meint die AG-Kirchdorf Süd. Und ein Beteiligungsverfahren, das nicht mehr das Projekt der HQS an sich in Frage stellt, lehnt die AG Kirchdorf Süd ab.

Auf dem Marktplatz am Tag davor

Die Stimmung, die im Stadtteil herrscht, konnten einige Mitglieder der AG Kirchdorf Süd schon am Mittwoch erleben. Mit dem Modell der Hafenquerspange stehen sie auf dem Marktplatz von Kirchdorf Süd. Das anschauliche Modell ist ständig umlagert. Der maßstabsgetreue Nachbau der geplanten HQS macht Eindruck.

HQS - Modell Kirchdorf Süd auf dem Markt 2-web

Deutlich ist, was auf die Menschen in Kirchdorf Süd zukommt. Der Ärger macht sich Luft: „Das geht doch nicht!“ Die Frage, ob schon alles entschieden sei: „Wo können wir dagegen unterschreiben?“ Auch die Ohnmacht bekommt ein Gesicht. „Schon jetzt haben wir die Autobahn A1 in unmittelbarer Nähe.“ Lärmschutz ist bis heute, nach 40 Jahren, immer noch nicht gewährleistet. Kinder, die aus der Schule am Stübenhofer Weg strömen, gucken sich die Planung genau an und entwickeln spontan, warum die Bewohner von Kirchdorf Süd unter einer weiteren Autobahn leiden werden. An dem Nachmittag herrscht eine Mischung aus Interesse und Fassungslosigkeit, aus Ärger und Ohnmachtsgefühl. Und dem Funken Hoffnung, dass man doch noch was machen kann.

Pastorin Anja Blös
Regionalpfarrstelle Wilhelmsburg

 

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