Luftkurort Wilhelmsburg? Ein Forderungskatalog

Luftschadstoffe auf den Elbinseln – ein Forderungskatalog

Beim Pegelstand Elbinsel am 5.April 2018 wurden die vielfältigen Emissionen aus dem Hafen, vom Kohlekraftwerk in Moorburg und von den Verkehrstrassen und deren Auswirkungen auf Gesundheit der auf den Elbinseln betroffenen Menschen beleuchtet.

Auf dieser Grundlage stellt der Verein Zukunft Elbinsel Wilhelmsburg jetzt den folgenden Forderungskatalog zur Diskussion.

Kommentare und Ergänzungen erbeten hier auf der Webseite oder per mail an info@zukunft-elbinsel.de


Im Westen das Kohlekraftwerk Moorburg und der Hafen mit seinen Emissionen, im Norden die Kupferhütte Aurubis und mittendurch die großen Hamburger Verkehrsadern: Die zum Bezirk Mitte gehörenden Elbinseln liegen im Herzen Hamburgs; in Wilhelmsburg und auf der Veddel leben mehr als 60 000 Menschen. Gleichwohl liegt hier ein Hotspot für Luftschadstoffe wie Kohlendioxid, Stickoxide, Feinstaub und Schwermetalle. Dazu kommen teilweise ekelerregende Gerüche aus sehr wohnortnahen Quellen.

Wir brauchen insbesondere im Blick auf die Emissionsbelastungen unserer Stadtteile dauerhafte politische Anstrengungen zur Verbesserung der Situation. Für uns ist es nicht akzeptabel, dass hier Menschen durch Umweltbelastungen gesundheitlich eingeschränkt leben müssen und manche auch eine kürzere Lebenserwartung haben.

Luftschadstoffe: Analyse

  • 39% der gesamten NOx-Belastung in Hamburg stammen von Seeschiffen (ohne die Hafenschiffahrt)
  • Die Kreuzfahrtschiffe führen im Hamburger Hafen zu einer extremen zusätzlichen Belastung durch Feinstaub und Stickoxide (NOx).
  • Quellen der Emissionen von NOx und Feinstäuben sind Verbrennungsmotoren, Kleinfeuerungsanlagen (Kamine, Pelletheizungen), Abrieb von Reifen und Bremsen, die Landwirtschaft
  • Es gibt in Hamburg zu wenige Luftmessstationen. Im Bereich des Hamburger Hafens gibt es keine einzige Luftmessstation. Viele der Luftmessstationen sind schlecht platziert. Die Messungen sind daher nicht aussagekräftig.
  • 75% des von der Luftmessstelle in der Max-Brauer-Allee aufgezeichneten NOx stammt nicht vom Straßenverkehr sondern aus dem Hafen.
  • Die HADAG testet bereits den Einsatz von Rußpartikelfiltern auf einigen
    Hafenfähren. Messungen des NABU weisen eine durch die Filter deutlich reduzierte Emission von Feinstaub nach.
  • Die EU-Grenzwerte für Feinstaub sind etwa doppelt so hoch wie die der
    WHO.
  • An 95% der staatlichen Luftmessstellen werden deutschlandweit die WHO Grenzwerte überschritten.
  • Ultrafeine Partikel gehen ins Blut über und führen dadurch zu Krankheiten.
    NOx und Feinstäube erzeugen Krankheiten oder verschlimmern Vorerkrankungen: Asthma, chronische Bronchitis, Herzkreislauferkrankungen, Diabetes, Arteriosklerose, Herzinfarkt, Demenz, vorzeitiger Tod.

Was können wir tun:

  • Private Schadstoffmessungen durchführen
  • Die Engagierten Wilhelmsburger bieten Workshops zum Bau von Feinstaubsensoren an, an denen jeder teilnehmen kann.
  • Wir sollten an den Orten messen, an denen Menschen leben bzw. sich aufhalten
  • Wir brauchen noch viele Sensoren im Raum Wilhelmsburg.
  • „Wir holen uns unsere Daten zurück“. Viele Messungen (auch mit reduzierter Genauigkeit) sind eine gute Ergänzung zu den wenigen offiziellen Luftmessstationen.
  • Die Messdaten aus diesem privaten Messnetz werden anonymisiert im Internet veröffentlich (http://luftdaten.info).
  • Bürger sollen Briefe an die Stadt Hamburg, die HPA und ähnliche Unternehmen schreiben mit der Forderung die Luftreinhaltung nachhaltig zu voranzutreiben.

Unsere Forderungen an die Stadt Hamburg:

  • Erster Schritt: Kohle durch Gas ersetzen, dies reduziert die CO2- Emmissionen.
  • Ab 2025 soll keine Wärmeerzeugung aus Kohle stattfinden.
  • Ab 2030 soll keine Stromerzeugung aus Kohle stattfinden. Alle Kohlekraftwerke sollen dann abgeschaltet werden.
  • Verringerung statt zusätzliche Belastungen durch steigenden Verkehr mit Verbrennungsmotoren. Dazu gehören:
  • Verlagerung von Güterverkehr auf Bahn und emissionsarme Schiffe
  • Verlagerung von Pendler und anderen Personenverkehren auf ÖPNV (S 32/ U-Bahn in den Süden/ sauberer Fährverkehr)
  • Förderung von Radverkehr und Zufußgehen. Fahrradstadt Wilhelmsburg.
  • Verzicht auf die A26-Ost (Rückgang des Containerumschlags rechtfertig keine neue Autobahn, Autobahn fördert Umstieg vom ÖPNV auf Auto)
  • Wir brauchen eine Regulierung des gesamten Schiffsverkehrs: Sauberer Treibstoff, Katalysatoren, Rußpartikelfilter
  • Sofortmaßnahme: Erhebung geringerer Liegegebühren für Schiffe mit Abgaskatalysatoren
  • Verbindlicher Landstrom für Kreuzfahrtschiffe. Hier muss auch ein Konzept entwickelt werden, das den Landstrom attraktiv macht.
  • Untersuchung starten: Wie viele Schadstoffe stammen aus dem Hamburger Hafen?
  • Aufbau eines eigenen Messnetzes für den Hafen (bisher keine Messstation im Hafengebiet)
  • Alle eigenen Hafenfahrzeuge mit Rußpartikelfiltern ausstatten
  • Verdichtung des Messnetzes für die Hansestadt
  • Ausrüstung der Hafenfahrzeuge mit Rußpartikelfiltern (Fähren,Zollschiffe, Schlepper, Lokomotiven)
  • Bessere Erfassung und Auswertung regionalisierter Gesundheitsdaten in Hamburg
    Verteilung von Krankheiten (Herz-Kreislauf, Krebs, Frühgeburten etc) und Lebenserwartung nach Stadtteilen bzw Bezirken in HH.

Zusammenstellung Hartmut Sauer, 16.6.2018


Forderungen zur Luftreinhaltung 16.6.18


Mit einer Veranstaltung am 6.2.2008 hatte die Wilhelmsburger Ärzteschaft zum geplanten Kohlekraftwerk in Moorburg Stellung genommen.

Der Redebeitrag der Wilhelmsburger Ärzteschaft vom 6.2.2008 beschreibt die gesundheitlichen Rahmenbedingungen auf der Elbinsel:
Wilhelmsburger-Ärzteschaft_Redebeitrag-Februar6-2008


 

Hinterlassen Sie eine Antwort