„Mr. Grote, tear down this fence!“

So haben die Norderstedter Grünen ihre Forderung nach einem öffentlichen Park ohne Zaun nach dem Ende der dortigen Landesgartenschau 2011 an den dortigen Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote formuliert.

Michael Rothschuh hat die Auseinandersetzungen um Zaun oder öffentlichen Raum in Norderstedt recherchiert, ist dabei auf weitere verblüffende Parellelen zur aktuellen Wilhelmsburger Debatte gestoßen und stellt die Frage, ob diese Ähnlichkeiten rein zufällig sind.

 

Park mit Zaun ©Michael Rothschuh

Park mit Zaun ©Michael Rothschuh

 

Michael Rothschuh***

„Mr. Grote, tear down this fence!“

haben die Grünen in Norderstedt in Anlehnung an Ronald Reagens Rede 1987 vor der Berliner Mauer („Mr. Gorbachew, tear down this wall“) gefordert. Die Grünen wollen „den komplett ungehinderten Zugang zum Park, ohne Zaun“, der entgegen den Versprechungen nach Abschluss der Gartenschau bestehen bleibt und nachts den Zugang zum Park versperrt.

Maren Plaschnik, die Vertreterin der Grünen Alternativen Liste in Norderstedt hat nach der Norderstedter Landesgartenschau 2011 laut Hamburger Abendblatt
Die GALiN will, dass der Zaun im Stadtpark abgebaut wird
den Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote aufgefordert, sein Versprechen einzulösen: „Ein Stadtpark als Naherholungsgebiet für alle Bürgerinnen und Bürger ohne Zaun ist das, was der Oberbürgermeister … öffentlich allen…immer wieder versprochen hat.“

„Vandalismus gefährdet das Millionen-Projekt – Stadt setzt Wachdienst ein“

ist die Überschrift eines Artikels der Norderstedter Zeitung (Hamburger Abendblatt) vom 14.Juni 2008, die die „Putz Security“
puetz_security_nz_140608-Vandalismus und Gartenschau
stolz auf ihre Website stellt. „Der Zutritt ist verboten. Doch die Eindringlinge zerstören Zäune und zertrampeln die frisch angelegten Böschungen“, heißt es drei Jahre vor Beginn der Gartenschau.
Immerhin bringen diese Vorfälle dem Wachdienst langfristige Aufträge, nicht nur bei der Landesgartenschau und dem Stadtpark in Norderstedt.

Auto-Show als Finanzierungsquelle

Für 2013 gibt die dortige stadteigene Stadtpark GmbH Kosten von 1,5 Mio. Euro an.
Stadtpark Norderstedt – Streitfall Auto-Show_
Sie sei gehalten, sich über Pachtverträge und Eintritte möglichst selbst zu tragen und habe 2013 etwa 100.000 Euro erwirtschaftet, davon 9.000 Euro für eine Automesse, bei der sich die Autohändler an der Seepromenade mit ihren Neuheiten präsentiert haben. „20.000 Besuchern gefiel das ganz gut, die Händler waren begeistert von der Atmosphäre, für die beiden nächsten Auto-Messen 2014 und 2015 hat die Stadtpark GmbH die Seepromenade den Veranstaltern …vertraglich zugesichert.“
Nach heftiger Diskussion in Norderstedt soll nun allerdings für 2016 ein anderer Standort gefunden werden.
Stadtpark – Der Abschied der Auto-Show von der Seepromenade

Eintritt frei – aber nicht immer

„Der Aufenthalt im Stadtpark ist täglich von 05.00 Uhr bis 23.00 Uhr gestattet. Bei Sonderveranstaltungen behält sich die Betreiberin vor, die Öffnungszeiten an die Veranstaltungen anzupassen und Eintrittsgelder für Teilbereiche oder den gesamten Stadtpark zu erheben“, heißt es in der Parkordnung.

Wie lange bleibt der Eintritt kostenlos?

Wenn die Norderstedter Inselpark GmbH auch in Zukunft nur einen kleinen Teil der Kosten erwirtschaftet, kann sich auch der kostenlose Eintritt ändern.
Da könnte man sogar auf Vorschläge von Bürgerinnen und Bürgern zurück greifen, die sich zum Bürgerhaushalt geäußert haben:
„Einen Beitrag von €/Tag 2,– und eine Jahreskarte für € 10,– halte ich für angemessen. Wenn jeder vierte wahlberechtigte Bürger Norderstedts eine Jahreskarte kauft und im Jahresdurchschnitt nur 20 Tageskarten/Tag verkauft werden, kommen auf diese Weise fast € 200.000 zusammen, die zur Pflege und Bewachung ausreichen dürften, denn die Investitionen für Absperrung und Zugangskontrolle sind ja bereits getätigt.“

Norderstedt und Wilhelmsburg – Ähnlichkeiten rein zufällig?
  • Vandalismusberichte als Anlass für Schließung des Parks lange vor der
    Eröffnung
  • die auch bei der igs 2013 eingesetzte Wachschutzfirma puetz-security, die ihre Streifentätigkeit im Abendblatt nachdrücklich darstellt
  • die vielen Versprechungen, dass es keinen Zaun geben wird
  • die Planungen eines „Bürgermeisters“ – sie heißen beide wirklich zufällig Grote – für nächtliche Schließung des Parks
  • Unklarheit, welchen Anteil kommerzielle Veranstaltungen für die
    Finanzierung haben

Erinnert sei an die intensive Zusammenarbeit der beiden Gartenschauen.
Ähnlichkeiten rein zufällig? Wohl kaum.

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