12.1.2013: Rede Liesel Amelingmeyer beim Zollzaun-Abriss

12.Januar 2013:

Rede Liesel Amelingmeyer vom Verein Zukunft Elbinsel Wilhelmsburg beim Start des Zollzaunabriss mit dem Ersten Bürgermeister

Liesel-Amelingmeyer-Zollzaunöffnung

Liesel Amelingmeyer – Rede 1.12.13. und Bürgermeister Scholz beim Start für den Zollzaunabriss ©Copyright Manuel Humburg

 Sehr geehrter Herr Bürgermeister, Herr Hellweg, liebe Anwesende,

der eiserne Zollzaun fällt. Ist vielerorts schon gefallen. Ein Gefühl von Freiheit und Abenteuer schleicht sich dort ein, wo bisher kein Zugang möglich war.

„Ausland im Inland“, das war der Hamburger Freihafen. Und die Wilhelmburger und Veddeler fühlen sich manchmal mehr als Teil des „Auslandes“, denn als Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt. Heute feiern wir die neu gewonnene Freiheit gemeinsam mit Ihnen, Herr Bürgermeister!

10 Spreehafenfeste haben die Wilhelmsburger zuvor gefeiert. Die Veddeler haben sich meist angeschlossen und die Sache mit finanziert. Gemeinsam haben wir an der Erfolgsgeschichte vom Fall des Zollzaunes mitgeschrieben.

Wir waren es, die 2010 erreichten, dass der Zugang zum Spreehafen durch erste Schlupftore geöffnet wurde.
Wir waren es, die durch unsere Proteste und Spreehafenfeste fertigen Planungen für eine Hafenquerspange über den Spreehafen eine Absage erteilten.

Nun verschafft uns das „Gesetz zur Aufhebung des Freihafens Hamburg“ den Zollzaunabriss. Wir freuen uns. Auch über die Initiativen dazu von Seiten des Bezirkes, des Senats und der Internationalen Bauausstellung. Jetzt ist Entwicklung möglich und der Sprung über die Elbe viel konkretergeworden.

Ich möchte noch einmal an unsere Erfolgsgeschichte anknüpfen, deren Kernstück immer die Spreehafenfeste waren. Da das Fest sich zum Hamburger Geheimtipp mauserte, konnten wir vielen Menschen, die die Elbinseln nicht kannten, zeigen, wie schön es hier ist. Allen wurde klar – auch nördlich der Elbe: Der Zaun muss weg!

Was auf den Spreehafenfesten aber auch vielen deutlich wurde: Wilhelmsburg
und die Veddel sind Stadtteile, die viel aushalten müssen: Verkehr, Lärm, Schadstoffe, Hafenwirtschaft mit expandierender Logistik und Containerbergen
vor der Haustür und immer weniger Arbeitsplätzen. Armut, Arbeitslosigkeit und die Hoffnung auf bessere Zeiten prägen die Stadtteile im Präsentationsraum von IBA, IGS und Bildungsoffensive. Gerade deshalb ist es so wichtig, sehr geehrter Herr Scholz, zeitnah zum Zollzaunabriss weitere Maßnahmen für die Menschen zu ergreifen.

Die da wären:

  • Irgendwo sollte man direkt ans Wasser kommen, Ruderboote anlanden können, vielleicht ein kleiner Sandstrand. Derzeit gibt es nur die steinerne Uferkante und verschlossene Wassertreppen.
  • Das Südufer des Spreehafens sollte künftig auch für Hausboote mit einer kleinen Restauration und zum Wohnen genutzt werden können.
  • Der freie Blick auf die Hamburger Skyline muss erhalten bleiben; deshalb darf der nördliche Spreehafen nicht für neue Containergebirge zugeschüttet werden.
  • Die neue Fährverbindung braucht einen getakteten Busanschluss, muss auch am Wochenende laufen und dauerhaft gesichert sein.
  • Die massive Verkehrszunahme nach der Öffnung der Zollstationen Ernst –August Schleuse in Wilhelmsburg und Tunnelstraße auf der Veddel muss anwohnerverträglich geregelt werden. Hier bedarf es kluger Sofortmaßnahmen.

Herr Bürgermeister, liebe Anwesende. Zum Abschluss möchte ich in Anlehnung an die christliche Jahreslosung 2013, die in diesem Jahr auf meinemSchreibtisch steht, formulieren: „Wir haben hier keine bleibende Stadt – sondern die zukünftige suchen wir“.

Fotos vom 12.1.2013

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