12.1.2013 Spreehafenzaun fällt: Wann fällt die Grenze in den Köpfen?

Pressemitteilung
zum Zollzaunabriss mit dem Bürgermeister am 12.1.2013

Der zollzaun faellt-wann faellt die grenze

Copyright: Manuel Humburg
Wann fällt die Grenze in den Köpfen? Demotransparent bei der Feier zur Öffnung des Spreehafenzaunes

Spreehafenzaun: Wann fällt die Grenze in den Köpfen?

Wenn heute der Startschuss gegeben wird zum endgültigen Abbau des Zollzauns, haben die Menschen in Wilhelmsburg und auf der Veddel endlich freien Zugang zum Spreehafen, zum Nordufer der Elbinsel, auf der sie leben.

Und sie haben freie Sicht auf Hamburg – auf die Hamburger Skyline vom Michel bis zur Elbphilharmonie. Das ist die eigentliche Sensation des heutigen, erfreulichen Tages!

Denn: Hätten sich die Pläne aller Hamburger Senate seit 1999 durchgesetzt, käme eine Autobahn dem Sprung über die Elbe in die Quere: bereits linienbestimmt – in Hochlage quer über Spreehafen und Harburger Chaussee.

Noch 2007 forderte selbst der Oberbaudirektor
eine „schnelle Realisierung der Hafenquerspange“ und schwärmte, dass sie in genau dieser Lage „als Ingenieurskunst und ästhetische Bereicherung der Stadtlandschaft wahrgenommen werden“ soll. (Räumliches Leitbild, S. 141).

Es waren die engagierten Bürgerinnen und Bürger vor Ort, denen es schließlich gelungen ist, mit guten Argumenten und kreativem Protest (z.B. 10 Jahre Spreehafenfeste hinterm Zollzaun), dieses jahrzehntelange Dogma der Hamburger Stadt-und Verkehrsplanung zu kippen.
Leider ist die Grenze in den Köpfen damit noch nicht verschwunden.
Zwar inspiriert der „Fall des letzten Eisernen Vorhangs in Europa“ zu manch hoffnungsfroher Rhetorik für das „Zusammenwachsen von Nord und Süd“ und für die „Überwindung der Spaltung der Stadt“.
Die harten Fakten der Stadt-und Verkehrsplanung sprechen leider eine andere Sprache und schaffen neue Barrieren, Ausgrenzungen und Belastungen:

  • Nach der Öffnung der Zollstation an der Ernst August Schleuse und der Zollstation Veddel hat der Verkehr auf den hafennahen Wohnstraßen in den letzten Tagen massiv zugenommen. Schon bisher eine der lautesten Straßen der Stadt, ist z.B. die Harburger Chaussee für die 750 Menschen, die hier leben, eine Belastung für Gesundheit und Leben und eine „dynamische Barriere“ für den Zugang zum Spreehafen dazu. Es ist unbegreiflich, warum die Verantwortlichen weder hier, noch an der Tunnelstraße nördlich der Veddel Vorsorge getroffen haben, zumal es seit Jahren an Vorschlägen dazu von den Initiativen und Beiräten vor Ort nicht gefehlt hat.
  • Auch ist bisher leider nicht zu erkennen, dass der Senat bereit wäre, seine Pläne für eine neue Wilhelmsburger Reichsstraße in der Wilhelmsburger Mitte zu überdenken, über die der Wiener Gutachter Prof. H. Knoflacher urteilt, dass sie „in den Trassierungselementen allen Ansprüchen einer Vollautobahn“ entspricht.
  • Damit nicht genug: Olaf Scholz will die zügige Realisierung der Hafenquerspange – im Süden der Insel. Dort hätte sie die gleiche Trenn- und Barriere Wirkung wie die verhinderte Autobahn über den Spreehafen – jetzt nur an der Süderelbe und käme damit dem Sprung über die Elbe nach Harburg in die Quere.

Seit den siebziger Jahren hat sich Hamburg – jedenfalls nördlich der Elbe – vom veralteten Konzept der Stadtautobahnen endgültig verabschiedet. Solange entsprechende Pläne für die Stadtteile in der Hamburger Mitte südlich der Elbe wie selbstverständlich weiter verfolgt werden, kann von einer Überwindung der Zweiteilung der Stadt leider noch keine Rede sein.

Die Frage bleibt also: Wann fällt die Grenze in den Köpfen?

Fotos von der Eröffnungsfeier mit Bürgermeister Olaf Scholz, Fotos vom endgültigen Abriss des Zollzaunes einige Tage später sowie das umfangreiche Presseecho findet sich auf diesem Link

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