Im Westen stinkt´s gewaltig.
Der Veringkanal mit seinen Potentialen ist derzeit hoch im Kurs. Opernfundus und Soulkitchen brachten ihn hamburgweit in den Fokus. Während die Vision vom „Kulturkanal“ die Runde macht, macht sich am Westufer weiteres Logistikgewerbe breit. Andere wünschen sich zudem weiteren Wohnungsbau zwischen Fährstraße und Veringstraße.
„Was aber wird aus den Nordischen Ölwerken?“ An dieser Gretchenfrage kommt keine Zukunftsplanung hier vorbei. Die NOW prägen derzeit unübersehbar diesen Raum – und das sogar mit geschlossenen Augen. Denn es stinkt weiterhin gewaltig – vor allem bei den vorherrschenden Westwinden.
Während für die Hafencity die Kaffeerösterei kurzerhand weit in den westlichen Hafen verlagert wurde, hat die IBA in Wilhelmsburg mit den NOW einen Deal gemacht, der ihren problamatischen Standort in Wohnnähe längerfristig stabilisieren dürfte: Mit 17,9 % trägt die industrielle Abwärme der NOW zur Bilanz des nahen „Energiebunkers“ bei.
Bei einem Pegelstand Elbinsel am 28.9.2011 mit dem Thema „Was bringt der Bunkerdeal zwischen der IBA und der NOW?“ wurden die Hintergründe aus den Perspektiven der Beteiligten beleuchtet und Handlungsmöglichkeiten ausgelotet.
Hier eine kurze Zusammenfassung (weitere Materialien s. link am Ende des Artikels)
Die IBA und die GIRL – Wohnungsbau im Ausnahmezustand
Die IBA macht´s möglich. Ihre Projekte im Wilhelmsburger Westen (Open House, Veringeck, Weltquartier etc) sowie auch die Neubauprojekte in der Wilhelmsburger Mitte sind zeitweise erheblicher Geruchsbelästigung ausgesetzt:
Nach den Kriterien der GIRL werden dort die Grenzwerte für Wohnungsbau mindestens um das 2 fache, teilweise das 5 fache überschritten. „Im Rahmen der Abwägung“ hält die Stadtentwicklungs-behörde dies „für vertretbar„, weil die Grenzwerte in „weiten Teilen Wilhelmsburgs“ wegen der Nachbarschaft zur Industrie ohnehin überschritten sind und „unter Würdigung der Ziele und städtebaulichen Qualitäten der IBA/igs 2013 auch aus übergeordneter Sicht eine solche Belästigung akzeptiert werden kann„. (aus: Begründung Bebauungsplan Wilhelmsburg 90 – südlich Neuenfelder Straße – 2/2010)
Das zuständige Amt für Immissionsschutz und Betriebe (IB) weist ausdrücklich auf „diese Problematik einer direkten Nachbarschaft von Wohnen und Industrie„ hin und erwartet auch in Zukunft dort Konflikte. „Mittel- bis langfristig“ werde „eine Verbesserung der Geruchssituation für Wilhelmsburg“ angestrebt. „Das Geruchsgutachten ist die Basis für ein weiteres gezieltes Vorgehen“. (aus BP Wilhelmsburg 90)
Überwacht und genehmigt von IB werden von den Nordischen Oelwerken (NOW) derzeit umfangreiche Modernisierungs-und Sanierungsmaßnahmen durchgeführt. Im Auftrag der NOW (unter Beteiligung der IBA) hat der TÜV die Wirksamkeit der Maßnahmen bewertet: Bei konsequenter Umsetzung sei mit einem Rückgang der Geruchs – EMISSIONEN um 55% zu rechnen.
Das wesentliche Kriterium der Geruchsbelästigung ist gemäß GIRL aber die IMMISSIONSSEITE. Diese nimmt laut TÜV „nicht im gleichen Maße ab„.
„Im Nahbereich der NOW ist der Transportweg … zu den Immisionsorten zu gering, um die Geruchsemissionen bis unter die Geruchsschwelle zu verdünnen. An weiter entfernten Orten …. dagegen „ergibt sich eine geringere Geruchsbelastung im Sinne der GIRL“ (TÜV-Gutachten 2011)
Für die IBA sind damit „die Voraussetzungen gegeben für den Abschluss eines Wärmelieferungsvertrages zwischen Nordische Oelwerke und Hamburg Energie als Betreiber des Energiebunkers“ erfüllt.
Die Frage bleibt, ob das vor allem die direkten Anwohner – die heutigen und die zukünftigen – auch so bewerten.
Weitere Materialien zum Thema finden sich über diesen link