Wilhelmsburger Reichsstraße: Inbetriebnahme 2019, später oder nie?

 

Buddelsand

„Buddelsand“ nach dem „Ersten Spatenstich“
für die Wilhelmsburger Reichsstraße am 8.8.2013
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Michael Rothschuh

// Galt noch 2011 eine Bauzeit für die WRS von 16 Monaten als möglich, so ist jetzt von einer Bauzeit von sechs Jahren die Rede, vier davon für die Bahnmaßnahmen einschließlich des Bahnlärmschutzes. Offen bleibt aber, ob die Straße jemals wirklich an die Bahn verlegt wird.

Am 4. Januar legte die damalige Verkehrssenatorin Dr. Gundelach der Bürgerschaft einen Zeitplan für die WRS vor:
„Es ist vorgesehen, das Planfeststellungsverfahren Anfang Februar 2011 einzuleiten. Auf der Basis von Plangenehmigungen des Eisenbahnbundesamtes (EBA) sollen erste (zum Teil vorbereitende) Baumaßnahmen im Schienenbereich ab 2011 durchgeführt werden. … Je nach Verlauf des Planfeststellungsverfahrens ist eine (Teil-) Inbetriebnahme bis zur Eröffnung der igs in 2013 möglich.“

Die Planunterlagen wurden im Februar 2011 ausgelegt, Der Planfeststellungsbeschluss wurde im Juni 2013 erteilt. Mit Baumaßnahmen der Bahn sowie beim Bahnlärmschutz soll nach den jetzigen Zeitplänen der DEGES, die im Auftrag Hamburgs und der Bahn arbeitet, noch im August 2013 begonnen werden. Die Inbetriebnahme der neuen Gleisanlagen ist für den September 2017 terminiert.
Die Planer weisen auf die vielen Sperrpausen der Fernbahn hin, die für die Jahre 2013 bis 2015 bereits terminlich festgelegt seien. Sperrpausen sind notwendig, weil westlich liegende Gleise abgerissen werden und neue gebaut werden. Außerdem können Lärmschutzwände zwischen Fernbahngleisen und der S-Bahn nur bei für den Verkehr gesperrten bestehenden Gleisen gebaut werden.
Der Baubeginn für die neue Trasse der WRS selbst soll 2017 sein, mit einem Abschluss wird laut Verkehrssenator Horch 2019 gerechnet.

Was wird aus den Brücken der Kornweide und über den Ernst-August-Kanal?

Die Brücke über den Ernst-August-Kanal ist schon seit 2004 so marode, dass sie erneuert werden müsste. Dies geschah nicht, weil damals geplant war, die Hafenquerspange im Gebiet des Ernst August-Kanals an die A 252 und die WRS anzuschließen.
Die Brücke der Kornweide über die Wilhelmsburger Reichsstraße wurde im Juni 2007 gesperrt und mittlerweile durch ein Provisorium ersetzt. Auch sie wurde nicht erneuert, weil man nun daran dachte, die Hafenquerspange im Süden zu bauen und sie in diesem Bereich an die A253 und die WRS anzuschließen.
Jetzt müssen die provisorischen Situationen an beiden Brücken bis zur geplanten Inbetriebnahme einer neuen WRS im Jahr 2019 halten. Wenn dies technisch nicht möglich ist, wird sich eine neue Situation ergeben: Der Bund oder Hamburg müsste für weitere Provisorien einige Millionen Euro in die Hand nehmen oder sich entschließen, die Brücken neu zu bauen und die Straße auf Dauer in ihrer jetzigen Lage zu belassen.
2017 gäbe es dann möglicherweise verlegte Gleise sowie Lärmschutz an der Bahn, aber es käme nicht zur Verlegung der Wilhelmsburger Reichsstraße.

Bau von Lärmschutz an der Bahn und Verlegung von Gleisen auch ohne Straßenbau möglich

Die DEGES erklärt zu Möglichkeit einer „isolierten Durchführung der Bahnanpassungsmaßnahmen“: „Das Risiko ist allerdings tragbar, da die Maßnahmen im Bahngelände zu einer Arrondierung der Anlagen führen, die sowieso irgendwann hätten durchgeführt werden müssen, um nicht mehr benötigtes Bahngelände einer höherwertigen Verwertung zuzuführen.
Die Lärmschutzmaßnahmen finden in einem für Lärmsanierungsmaßnahmen vorgesehenen Bereich statt, allerdings … deutlich höherwertiger als mit üblichen Lärmsanierungsmaßnahmen erreichbar gewesen wäre.“

Gibt es Geld für den Bau?

Für den Zeitraum bis 2015 ist die Finanzierung wohl durch den Investitionsrahmenplan 2011-2015 sowie Finanzierungsvereinbarungen sicher gestellt. Es wäre aber Kaffeesatzleserei, wenn man jetzt sichere Aussagen machen wollte für den Zeitraum ab 2017, in dem die Straße selbst gebaut werden soll.
Denn ab 2016 gibt es eine im Grundgesetz verankerte Schuldenbegrenzung für den Bund, ab 2015 gilt zudem ein neuer Bundesverkehrswegeplan, in dem neu festgelegt wird, welche Verkehrsprojekte der Bund finanziert.

Es bleibt dabei: Ob die Wilhelmsburger Reichsstraße jemals an die Bahn verlegt wird, ist völlig offen.

Der Artikel wurde zeitgleich online für das Wilhelmsburger Wochenblatt veröffentlicht

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