„Zukunftsbild Elbinseln 2013+“ Der Kampf um die Flächen

©Copyright Freie und Hansestadt Hamburg Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt Zukunftsbild Elbinseln 2013+ Zwischenbilanz Erläuterungsbericht Entwurf (September 2013)

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Freie und Hansestadt Hamburg Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt
Zukunftsbild Elbinseln 2013+ // Zwischenbilanz
Erläuterungsbericht Entwurf (September 2013)

Schließlich hat die BSU (Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt) sie doch rausgerückt: Die Langfassung der Zwischenbilanz ihres „Zukunftsbild Elbinseln 2013+“. Jede einzelne Seite wurde mit „VORENTWURF vor Behördenabstimmung“ bedruckt, um zu beruhigen, dass noch alles völlig offen sei. Dabei wurde der Entwurf bereits im September an die Behörden verschickt. Anfang 2014 sollen die Zielaussagen abgestimmt sein und das Zukunftsbild 2013+ als „Fortschreibung des Rahmenkonzepts vom Sprung über die Elbe 2005“ im Hamburger Senat verabschiedet werden (vernehmlich im April 2014).   

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Hier können auch die dazugehörenden Plansätze runtergeladen werden

IBA und igs 2013 sind kaum vorbei. Warum jetzt diese Hektik? Nach 7 Jahren „Stadtentwicklung im Ausnahmezustand“ (Eigen-Motto der IBA) gilt es, in aller Ruhe Bilanz zu ziehen. Was haben die internationalen Ausstellungen gebracht? Wer hat davon profitiert?  Bei der Weichenstellung für die nächsten Jahrzehnte müssen Qualität und Nachhaltigkeit der Maßstab sein.

Worum geht es bei dem Rahmenkonzept?

Irgendwie kommt alles zur Sprache – so gibt es auch über Kirchdorf-Süd 5 Zeilen – aber eigentlich geht es nur um 2 Themen: Wohnungsbau und Wohnungsbau. Wie schafft man Platz für Wohnungsbau in der Wilhelmsburger Mitte? Und wo geht Wohnungsbau auf der Veddel? Nach gründlichen Bestandsanalysen, Zielanalysen, Konfliktanalysen und verschiedenen Szenarien kommt das Papier zu dem Schluss: Auf der Veddel ist Platz für 500, in der Wilhelmsburger Mittelachse wäre Platz für 3100 Wohneinheiten (gemeint ist der Raum zwischen Assmannkanal und Jaffe-David-Kanal, zwischen Neuenfelder Straße und Spreehafen).

Warum wäre?

Drei Voraussetzungen müssen erfüllt sein:

1. Die Verlegung  der Wilhelmsburger Reichsstraße muss gelingen.

2.  Die Kleingärtner am Assmannkanal müssen mitspielen

3. Die Wirtschaftsbehörde muss mitspielen. Sie muss der Verlagerung von Industriebetrieben am Jaffe-David-Kanal sowie einer Umwandlung des „Industriegebietes“ in ein „Mischgebiet“ zustimmen. Betroffen sind ca. 90 Betriebe mit 600 Mitarbeiter_innen.

Und da liegt der Hase im Pfeffer:

Gegen die Wirtschaftsbehörde in dieser Stadt ist die Stadtentwicklungsbehörde ein Papiertiger.

Wie gering ihre Durchsetzungskraft im Konfliktfall wirklich ist, zeigt das Schicksal des „Rahmenkonzeptes“ von 2005. Vermutlich erinnert man die begleitende Wanderausstellung zum „Sprung über die Elbe“. Mit fantastischen Fotomontagen wurden die Potentialräume markiert: Stadtentwicklung auf dem Kleinen Grasbrook und rund um den Spreehafen, Grüne Zugänge durch die „Perlenkette der Logistik“ zum Reiherstieg, Wohnungsbau am Veringkanal, Bebauung auch entlang der Wilhelmsburger „Goldküste“ an der Süderelbe.

Von Perlenketten und Goldküsten spricht heute niemand mehr. Am Veringkanal – gegenüber der Rehaklinik am Wasserturm – wurde noch 2007 Wilhelmsburgs jüngstes Containergebirge gestapelt und machte auch hier alle Träume von Wohnen am Wasser zunichte.

Jetzt stehen sich in der Wilhelmsburger Mitte im Kampf um die Flächen die Träume vom Wohnungsbau und die Interessen von Industrie und Gewerbe gegenüber.

Der SPD-Senat hat sich im „Masterplan Industrie“ verpflichtet, Industrieflächen zu sichern und mit Senator Horch die Handelskammer direkt ins Kabinett gebeten. Das Industriegebiet in der Wilhelmsburger Mitte soll mit der geplanten neuen Auffahrt Rotenhäuser Straße quasi eine direkte Autobahnanbindung erhalten. Senator Horch ist entschiedener Befürworter dieser Planung.

Oberbaudirektor Walter, der am 16.12. die Pläne seiner Behörde erläutern will, wird sich diesen und anderen Fragen zu dem Entwurf stellen müssen:

  • Wo ist noch Platz für Wohnungsbau, wenn Senator Horch nicht zustimmt?
  • Was kommt dann auf die Kleingärtner am Assmannkanal zu?
  • Warum diesen Konflikt nicht am Veringkanal ausfechten? Dort ist eine Verlagerung von wohnunverträglichem Gewerbe längst überfällig.
  • Warum verteidigt das Papier die Pläne für die Hafenquerspange im Süden der Insel, was das Wohnen an anderer Stelle – in Kirchdorf-Süd – massiv beeinträchtigt?
  • Warum spielt in dem Papier die Sanierung im Bestand (Beispiel Korallusviertel) kaum eine Rolle?
  • Warum orientiert das Papier auf Investoreninteressen statt bezahlbaren Wohnraum in den Mittelpunkt zu stellen?

Im Unterschied zur Hamburger Innenstadt bieten die Elbinseln Flächenpotentiale, die vielfältige Begehrlichkeiten wecken.
Der aktuelle Kampf um die Flächen ist Teil der Flächenkonkurrenz zwischen Stadt und Hafen.
Sehr deutlich bringt dies der Hamburger Stadtökonom Prof. Dieter Läpple auf den Punkt:
„Die Elbinsel Wilhelmsburg hat enorme Potenziale für die Stadtentwicklung.
Doch die Politik muss sich entscheiden: Will sie dort Stadt – oder soll die Elbinsel Reservegebiet und Verkehrs- und Lagerfläche für die Hafenentwicklung bleiben“

Erfolge für die Stadtentwicklung gab es eigentlich nur, wenn es auch Druck aus der Bevölkerung gab:

  • So bei der Verhinderung des Opernfundus am Veringkanal. BSU, IBA, Bezirk – alle wussten seit 2011 von den Plänen des Senats. Aber erst als die Pläne öffentlich wurden, kam endlich Bewegung in die Sache.
  • So beim Aus für die Pläne einer Autobahn über den Spreehafen (Hafenquerspange). Noch 2007 hatte die BSU ihre schnelle Realisierung als „Ästhetischen Bereicherung der Stadtlandschaft“ gefordert (Räumliches Leitbild 2007, S. 141) bis u.a. hartnäckiger Widerstand aus Wilhelmsburg eine Planfeststellung an dieser Stelle verhinderte.
  • Auch die jetzt mögliche Verlagerung des Containerlagers an der Jaffestraße (Firma Progeco) in den Hafen wurde durch das öffentliche Eingreifen von Stadtteilbeirat und Verein Zukunft Elbinsel Wilhelmsburg zumindest befördert. 
Baudirektor-Joern-Walter ©Copyright  Hamburger Abendblatt 23.11.2013

Oberbaudirektor Prof. Joern Walter
©Copyright Hamburger Abendblatt 23.11.2013

„Wilhelmsburg ist traumhaft schön“. Diese Liebeserklärung im Hamburger Abendblatt vom 23.11.2013 stammt von keinem geringeren als Hamburgs Oberbaudirektor Prof. Jörn Walter.

23.11.2013_Wilhelmsburg ist traumhaft schön-Interview in der HR

Montag 16.12.2013 19.00 Uhr
Im Rahmen des Projektes „Perspektiven! Miteinander planen für die Elbinseln“ wird Herr Oberbaudirektor Prof. Jörn Walter die Zwischenbilanz „Zukunft Elbinseln 2013+“ vorstellen und Fragen dazu beantworten.

 

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