„Lückenschluss oder urbaner Kurzschluss?“ – Stylepark zur Hafenquerspange

„Lückenschluss oder urbaner Kurzschluss?“
Thomas Edelmann in „Stylepark“| 13. Juni 2013

„Hamburg lebt vom Hafen und ordnet ihm auch Fragen der Lebensqualität gelegentlich unter. Eine neue Stadtautobahn soll vor allem die Wirtschaftsverkehre entlasten. Als erstes wurde nun ein Brückenentwurf öffentlich präsentiert. Der ist betörend schön, doch das Gesamtprojekt bleibt fragwürdig.“

Eine neue Brücke für Hamburg

Eine neue Brücke für Hamburg: Der
Siegerentwurf von Schlaich Bergermann
Partner, Stuttgart, WTM Engineers,
Hamburg, und Dissing + Weitling,
Kopenhagen. Foto ©
Ingenieurgemeinschaft sbp – WTM – D+W

Hier einige weitere Auszüge aus dem Text – der ganze Artikel findet sich am Ende als PDF

„Der Sinn großer Infrastrukturprojekte, wie sie lange im sozialdemokratisch
regierten Hamburg populär waren, wurde hinterfragt. Zunehmend kritisch werden seither Auswirkungen auf die Lebensqualität der Bevölkerung diskutiert, die aus dem Ausbau von Hafen, Energieversorgung und Verkehrstrassen resultieren.

Womöglich schreibt die Stadt gerade an einem neuen Kapitel für künftige Auflagen des „ungebauten Hamburg“. Denn im Süden Hamburgs, einem Gebiet, das seit 1937 nicht mehr preußisch, sondern hamburgisch ist, wird noch immer an einem eigentümlichen Verkehrsprojekt der siebziger Jahre festgehalten. Seither werden Jahr für Jahr Planungskosten für das höchst fragwürdige Vorhaben ausgegeben. Seit 1979 planen die Stadt und der Bund eine südlich der Elbe gelegene Querverbindung zwischen den Autobahnen A1 und A7 mitten durch die Stadt, die als „Hafenquerspange“ bekannt wurde.
Unter dem Namen A26 wird das Projekt derzeit weiterentwickelt. Falls sie das
Bundesverkehrsministerium in den „vordringlichen Bedarf“ des Bundesverkehrswegeplans aufnimmt, hat die Schnellstraße eine Realisierungschance.

Hamburg hat eben dies beantragt. …. Bevor gebaut werden kann, sind dank der Besonderheiten der Trasse, die empfindliche Naturschutzgebiete und Wohnsiedlungen tangiert, weitere Detailplanungen fällig, Gerichtsverfahren mit Betroffenen ohnedies. Während ein Vertreter des Bundesverkehrsministeriums kürzlich von einem „bedeutenden Lückenschluss“ sprach, hat sich der Verkehrsplaner Hartmut Topp aus Kaiserslautern, der im Kuratorium der
Internationalen Bauausstellung (IBA) in Hamburg sitzt, gegen das Vorhaben ausgesprochen.
Eine Autobahn „mitten durch Hamburgs Mitte wäre kein Lückenschluss, sondern ein Kurzschluss.“ Es sei verkehrsplanerisch anerkannte Praxis, so der angesehene Planer, „überregionalen Autobahnverkehr nicht durch Stadtgebiete zu führen und Lückenschlüsse im Autobahnnetz nicht in einem bereits so vorbelasteten Raum wie Wilhelmsburg zu suchen“, erklärte Topp bereits 2010….

Doch es wird munter weiter geplant…. doch allein diese „Linienbestimmung“
trägt dazu bei, dass nun an, auf und neben der geplanten Trasse keine anderen
Entwicklungsvorhaben – wie etwa der dringend benötigte Wohnungsbau – mehr erfolgen können.

So prächtig und kühn der deutsche-dänische Autobahn-Brückenentwurf auf den Renderings auch wirken mag, womöglich bleibt am Ende doch nur ein weiteres „melancholisches, papierenes Märchen“ wie Fritz Schumacher nicht realisierte Planerträume bereits 1929 nannte.“

Artikel aus Stylepark als PDF

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