Nach dem IBA-„Ausnahmezustand“ – Geht´s jetzt erst richtig los?

"Am Veringkanal zwischen Rehaklinik Gross Sand, Wasserturm und Gert  Schwämmle Weg gilt der Bebauungsplan Wilhelmsburg 88. Hier, wie weiter nördlich im Bereich des Bebauungsplanes Wilhelmsburg 64, sollte die IBA eine verträgliche Nachbarschaft von Wohnen und Gewerbe beiderseits des Kanals organisieren. Eine typische "Metrozone", wie die IBA solche "Inneren Peripherien" nennt. Das Containergebirge am Westufer machte alle Pläne zunichte."

Dies Foto zeigt nicht den Assmannkanal – Es ist ein Blick von der Rehaklinik Gross Sand auf den Veringkanal. Hier gilt der Bebauungsplan Wilhelmsburg 88. Hier, wie weiter nördlich (BP  64), sollte die IBA eine verträgliche Nachbarschaft von Wohnen und Gewerbe beiderseits des Kanals organisieren. Eine typische „Metrozone“, wie die IBA solche „Inneren Peripherien“ nennt. Das Containergebirge am Westufer und der geplante Opernfundus am Ostufer machten alle Pläne zunichte.

Wenn die Wilhelmsburger Reichsstraße verlegt ist, können wir vom Spreehafen in Richtung Süden entlang des Assmannkanals rund 1500 Wohnungen bauen“.

Während Walter das sagt“, schreiben die Redakteure vom Hamburger Abendblatt am 1.11. 2013, „fährt der Zeigefinger seiner rechten Hand die Strecke auf der Karte nach“. Sie trafen den Oberbaudirektor in seinem Büro im 12. Stock der neuen bunten Stadtentwicklungsbehörde in der Wilhelmsburger Mitte, „im Volksmund bereits Walterburg genannt“. Von hier oben „blicke ich in die Zukunft“ wird Walter zitiert.

Artikel im Hamburger Abendblatt vom 1.11.2013:
ePaper_HA_01.11.2013_Jetzt-geht-es-los

Der Mann hat Visionen und ohne den Oberbaudirektor hätte es die IBA-Hamburg nicht gegeben. Und damit 7 Jahre Planen und Bauen im „Ausnahmezustand“, wie die IBA selbst ihr Wirken beschreibt. Die Bilanz dieser siebenjährigen Kraftanstrengung mit einer einmaligen Bündelung von Personal und Kapital für die Elbinseln bleibt allerdings zwiespältig:
Einerseits können Nutzen und Sinn neuer Bildungsbauten, eines interkulturellen Altenheimes, des Jugendzentrums Mügge auf der Veddel, die neue Aussicht von Müllberg und Bunker, die Sanierung von Altbauten, regenerative Energieerzeugung vor Ort oder auch die neue Vernetzung von Schulen und Einrichtungen nicht ernsthaft bestritten werden.  Andererseits wächst die Angst vor weiteren Mietsteigerungen und Verdrängung und vor dem Zugriff auf die verbliebenen Frei – und Grünräume.

In der Tat sind die Pläne des Oberbaudirektors für die In Wert Setzung dieser Potentialräume schon so gut wie fertig. So stellte er bereits am 23.10.2013 sein Zukunftsbild Elbinseln 2013+“ im Stadtplanungsausschuss der Bezirksversammlung Hamburg Mitte vor und kündigte eine Verabschiedung im Senat für April 2014 an.

„Zukunftsbild Elbinseln 2013+“ – Kurzfassung:
Kurzfassung Zukunftsbild Elbinseln 2013+ Zwischenbilanz

Worum es geht, zeigt schon ein schneller Blick auf den Rahmenplan. Riesige Potentiale werden für neuen Wohnungsbau gesehen: Vor allem in der „zentralen Mittelachse“ zwischen Spreehafen bis zur Neuenfelder Straße, aber auch am Nordrand der Veddel, in Georgswerder, im neuen Bahnhofsviertel, Georg-Wilhelm Straße, Hauländer Weg und Algermissenstraße.

Im Begleittext werden die „wichtigen Entwicklungsimpulse“ durch IBA und igs vor allem in „Wilhelmsburg Mitte“ gewürdigt. Weiter heißt es dann: Das „erregt zunehmend das Interesse privater Immobilieninvestoren. An diese positiven Entwicklungen gilt es nun anzuknüpfen: Zentrale Aufgaben sind dabei die Weiterentwicklung des Wohnungsbaus…

Laut Hamburger Abendblatt geht es um ein Investitionsvolumen von 1 Milliarde Euro. Eine IBA-Nachfolgegesellschaft  ist in der Konstruktion, die mit dem Know-how der IBA für deren zügige Realisierung sorgen soll.

Hamburger Abendblatt vom 2.11.2013 zur IBA-Nachfolgegesellschaft:
IBA-Nachfolge

 

 Brisant ist dieses Vorpreschen in mehrfacher Hinsicht:

  • „Zukunftsbild Elbinseln 2013 +“ sollte Anfang diesen Jahren mit „Bürgerbeteiligung“ erarbeitet werden. Die anwesenden Bürger jedoch hatten das Verfahren für gescheitert erklärt und einen glaubwürdigen Beteiligungsprozess eingefordert.
  • Dieser neue Prozess ist als „Perspektiven – Gemeinsam Planen für die Elbinseln“ gerade erst an den Start gegangen. Die Wertschätzung dieses neuen Verfahrens wird auch daran deutlich, dass die Behörde die „Langfassung“ des „Zukunftsbild 2013+“ -Papiers bisher unter Verschluss hält.
  • Es hat bisher keine Debatte über Ziel und Charakter des geplanten Wohnungsbaus auf den Elbinseln gegeben: Goldgrube für Immobilieninvestoren oder bezahlbarer Wohnraum für Alle?
  • Es gibt keine Debatte über die Flächenalternativen für Wohnungsbau.
    Stadtentwicklungsbehörde und Oberbaudirektor gehen in ihrem „Zukunftsbild“ den Weg des geringsten Widerstandes; sind sie doch in der Flächenkonkurrenz mit Hafeninteressen  und Wirtschaftsbehörde nicht viel mehr als ein Papiertiger:
    Mit dem Wind der Wilhelmsburger Zukunftskonferenz von 2002 und den Vorschlägen internationaler Experten zum „Sprung über die Elbe“ im Rücken (2003), konnte noch 2005 ein Memorandum des Senats durchgesetzt werden, in dem eine gemischte Entwicklung am Reiherstieg, Wohnungsbau beiderseits des Veringkanals, Wohnboote im Spreehafen und Wohnungsbau auf dem Kleinen Grasbrook gefordert wurden.

    Veringkanal mit Wasserturm und Rehaklinik

    Veringkanal mit Wasserturm und Rehaklinik am Ostufer sowie Containerstapelei am Westufer

    Von all diesen Plänen hat sich die Stadtentwicklungsbehörde längst verabschieden müssen. Vom Veringkanal wurde die IBA regelrecht verjagt, weil ihre Pläne durch ein neues Containergebirge am Westufer und den geplanten Opernfundus am Ostufer durchkreuzt wurden. Statt an dieser „inneren Peripherie“ eine verträgliche Nachbarschaft von Hafen und Stadt zu organisieren, hat sich die IBA auf die weniger konfliktträchtige Wilhelmsburger Mitte zurückgezogen. Hier mussten nur ein paar Dutzend Kleingärten aus dem Weg geräumt werden. (Und den Investoren das Versprechen für eine Verlegung der Wilhelmsburger Reichsstraße gemacht werden).
    Für den zukünftigen Wohnungsbau in der nördlichen Wilhelmsburger Mitte haben die Stadtentwickler erneut die Wahl zwischen dem Konflikt mit der Wirtschaftsbehörde am Jaffe-David-Kanal oder mit den Kleingärtnern am Assmannkanal.  

 

Goldgrube für Immobilieninvestoren oder bezahlbarer Wohnraum für Alle?  Und warum eigentlich kein Wohnungsbau am Veringkanal?
Wird Zeit, dass sich die Bürgerinnen und Bürger wieder zu Wort melden. Die Verhinderung des Opernfundus durch öffentlichen Druck zeigt, dass dies ziemlich erfolgreich sein kann.

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