Neubewertung zum Nutzen-Kosten-Verhältnis der geplanten Autobahn A 26-Ost erforderlich – Kostenintensive Doppelstrukturen vermeiden – Vorrang für die neue Köhlbrandquerung entlang der Haupthafenroute!
Veränderte Rahmenbedingungen wie aktuelle Hafenprognosen sowie die Aufhebung des Freihafens und die Hochstufung der Köhlbrandbrücke zu einer Bundesstraße ermöglichen neue Prioritäten im Hamburger Hafen
Wer soll das bezahlen?
Das ist die entscheidende Frage hinter der aktuellen Debatte um die neue Köhlbrandquerung. Aus Kostengründen musste die zuständige Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard den lange favorisierten Tunnel bereits abräumen. Über 7 Milliarden wurden für diese Variante als Nachfolge für die marode Brücke mittlerweile veranschlagt. Aber auch eine jetzt favorisierte neue Brücke soll inklusive des Abrisses der alten 5 Milliarden kosten.
Und dann ist da ja noch die geplante A26-Ost, die keine 3 km weiter südlich ebenfalls die Süderelbe queren soll.
Im SPIEGEL vom 23.März 2024 wird das Dilemma so beschrieben:
Beteiligt sich der Bund?
Das ist völlig unklar, denn es gibt da noch ein Problem: die Autobahn A26 Ost. Deren nur wenige Kilometer südlich der Köhlbrandbrücke geplante Verbindung zwischen der A7 und der A1 wird laut einem Bericht des Bundesverkehrsministeriums vom Juli 2023 statt knapp 900 Millionen inzwischen rund 2,28 Milliarden Euro kosten. Da der Bund die Kosten für das knapp zehn Kilometer lange Autobahnstück trägt, hat die stellvertretende Vorsitzende des Haushaltsausschusses des Bundestags, Bettina Hagedorn (SPD), schon vor rund einem Jahr gesagt: »Wer glaubt, zwei so große Projekte so nah beieinander realisieren zu können, hat den Schuss nicht gehört.«
Welchen Sinn macht eine Doppelstruktur im Hamburger Hafen? Mit zwei Querungen über die Süderelbe in weniger als 3 km Abstand? Die Sicherung der Haupthafenroute mit einer neuen Querung am Köhlbrand (Tunnel oder Brücke) hat eindeutig Vorrang.
Bei der Erstellung der Grafik wurde für die Querung des Köhlbrandes noch ein Tunnel favorisiert.
Quelle: NABU Hamburg
Zeit für eine ehrliche Bestandsaufnahme. Zeit für eine Neubewertung. Alte Gewißheiten und überholte Prognosen gehören auf den Prüfstand. Was ist heute noch sinnvoll und bezahlbar? Wie sind die Prioritäten für eine zukunftsfähige Verkehrsinfrastruktur im Hamburger Hafen?
Der Verein Zukunft Elbinsel Wilhelmsburg – in Zusammenarbeit mit dem Bündnis Verkehrswende Hamburg – hat dazu eine Stellungnahme verfasst, die mittlerweile auch als Eingabe dem Bundesrechnungshof mit der Bitte um Prüfung und Neubewertung des Nutzen-Kosten Verhältnisses der A26-Ost zugegangen ist.
Mit seiner Nähe zum Hafen und die den Stadtteil querenden nationalen und europäischen Verkehrstrassen ist Wilhelmsburg der entscheidende Transitraum für die Freie und Hansestadt Hamburg. Sowohl der regionale und überregionale Personenverkehr als auch der Großteil der mit der Rolle Hamburgs als „Tor zur Welt“ verbundenen Güterverkehre auf Schiene und Straße laufen über die Elbinsel.
Die Elbinsel Wilhelmsburg ist Hafen und Stadt zugleich. Ein großer Teil der hier lebenden Menschen arbeitet im Hamburger Hafen und den Hafen-assoziierten Gewerbe- und Logistikbetrieben.
Für die auf den Elbinseln lebenden über 60 000 Menschen sind eine gelingende Integration von Stadt – und Verkehrsentwicklung als auch ein prosperierender Wirtschaftsraum von grundlegender Bedeutung. So gehört die Auseinandersetzung mit der Verkehrsplanung und den Zukunftsperspektiven des Hamburger Hafens zu den Kernkompetenzen des Vereins.
Die Rahmenbedingungen haben sich in mehrfacher Hinsicht verändert
Die Linienbestimmung der A 26-Ost in den Jahren 2010/11 erfolgte noch vor der „Zeitenwende“ im Hamburger Hafen: D.h. die Aufhebung des Freihafens am 1.1. 2013 hatte die zentrale Bedeutung der Köhlbrandbrücke für den Straßenverkehr im Hamburger Hafen und die Anbindung an das überregionale Straßennetz zusätzlich verstärkt.
Eine Neubewertung des Bedarfs und der Wirtschaftlichkeit beim Bau der A 26-Ost sollte von daher im Lichte erheblich veränderter Rahmenbedingungen notwendig und möglich sein.
Die veränderten Rahmenbedingungen werden in fünf Kapiteln dargestellt:
- Änderungen für die Haupthafenroute und die Köhlbrandquerung durch Aufhebung des Freihafens 2013 und Hochstufung zu einer Bundesstraße.
- Rückgang des Hafenumschlags samt Wachstumsprognosen mit Reduzierung der Lkw-Hinterland-Verkehre.
- Optimierung der Verkehrsinfrastruktur im Bereich Hafen und Süderelbe seit der Linienbestimmung 2010/2011
- Neue Anforderungen durch Klimagesetzgebungen
- Stetige Erhöhung der Kostenprognosen
Abbildung: Containerumschlag und Prognosen 1998-2035, selbst erstellt
Die Stellungnahme: