Dirk Holm***
Noch mehr Verkehr nach Wilhelmsburg!
Nach all den Jahren der schweren Auseinandersetzungen zum Thema Verkehr auf unserer Insel, kommt nun die nächste Überraschung. Und es zeigt sich ein weiteres Mal (ähnlich wie beim Fall des seinerzeit geplanten Opernfundus), dass Politik und Verwaltung nichts, aber auch gar nichts dazugelernt haben!
„Der Neue Ruf“ berichtet in seiner aktuellen Ausgabe von einem neuen Logistik-Projekt, für welches die Baugenehmigung bereits am 16. September dieses Jahres erteilt wurde.
Die geplante Verkehrsführung von und zu dem Logistikzentrum u.a. über die Harburger Chaussee und durch die Wilhelmsburger Mitte ist fatal und macht zornig..
© Four Parks
Worum geht es? Auf dem Gelände des Getränkeherstellers Refresco (ex Punica) am Reiherstieg Hauptdeich bzw. Wollkämmerei, soll ein „strategischer Standort mit 123.000 m² Mietfläche für Logistik, Gewerbe und Produktion“ entstehen. Geplant ist ein zweistöckiges Logistikgebäude von 2×10 Meter = 20 Meter Höhe. Es beinhaltet 100 Ladetore für LKW, „davon entfallen 50 Tore auf die untere Hallenebene und weitere 50 Tore auf die obere Hallenebene. Die obere Ebene erreichen 45-to-LKW ganzjährig über eine beheizbare Rampe„.
Hafen-Hamburg.de sagt dazu:
„Mit dem Projekt betrat Four Parx vielfältig Neuland, da bisher keine vergleichbaren Referenzprojekte bestehen. Im Zuge des aufwändigen Baugenehmigungsverfahrens und des Planungsprozesses waren daher zahlreiche Herausforderungen zu lösen. So erforderten etwa die Statik sowie die Gründung des zweigeschossigen Gebäudes eine spezielle Konzeption. Sie war das Ergebnis einer sehr konstruktiven Zusammenarbeit mit der Stadt Hamburg sowie den zuständigen Behörden„.
Großartig! Ich freue mich über die „sehr konstruktive Zusammenarbeit der Stadt Hamburg sowie den zuständigen Behörden“ mit den Projektentwicklern. Die Wilhelmsburger Bürgerschaft hingegen, hat dabei wie üblich keine Rolle gespielt! Soweit mir bekannt ist, wurde die Inselöffentlichkeit im Vorwege nicht einmal über die Pläne informiert.
Beim Standort handelt es sich um das ex-punica Gelände, westlich vom Veringkanal/ Industriestraße. Hier war früher mal die Wilhelmsburger Wollkämmerei.
Hafen-hamburg.de schreibt dazu: „Zweistöckige Logistikimmobilie in Hafennähe“
Genau so richtig ist: „weiterer Logistikriese in Wilhelmsburger Wohnortnähe!“
Das fragliche Areal ist als Industriegebiet ausgewiesen. Und zwar in dem Baustufen bzw. Bebauungsplan B63 vom April 1956. Ich hätte mir sehr gut eine Umwidmung des Geländes zum Wohngebiet vorstellen können. Wo doch entsprechende Flächen knapp, teuer und schwer zu finden sind.
Wie viele Wohnungen hätte man auf der Fläche von 12,3 Hektar wohl errichten können, ohne dafür bedeutende Natur- und Erholungsflächen (wie am Ernst-August-Kanal) opfern zu müssen?
© Four Parks
Auf der Webseite von four parks wird die „zentrale Lage in Wilhelmsburg“ hervorgehoben:
Es handele sich um ein „reines Industriegebiet“. Und: Der Standort verfügt über eine sehr gute Anbindung zu den Autobahnen BAB 1 / 7 / 252 und liegt in unmittelbarer Nähe zum Hamburger Hafen sowie der Hamburger Innenstadt.
So sind es über die Harburger Chaussee bis zur Anschlussstelle an die A252 nur 3,5 km. Durch die Wilhelmsburger Mitte mit Mengestraße und Dratelnstraße sind es über die verlegte B75 bis zur A1 auch nur 6,5 km.
Wer mehr wissen möchte, schaut hier:
Filmische Animation des Projektes auf der Website unten
https://www.fourparx-hamburg.com/mach-2
Hafen-Hamburg zu dem Projekt:
Global Real Estate Assetmanager AEW
Technische Umsetzung
Artikel in „Neuer Ruf 19/2019:
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Das ganze erschreckt mich ein wenig. Die schon zum Teil überlastete Verkehrsinfrastruktur in diesem Bereich wird noch weiter belastet. Wie sollen das die unfallträchtigen Kreuzungen vor und hinter der Reiherstieg Klappbrücke verkraften? Wo es in Wechselwirkung mit der Rethe- Klappbrücke schon jetzt des öffteren zu längererm Stillstand kommt. Ebenso die Harburger Chausee ist jetzt schon ein Nadelöhr. Die Entlastung der Wilhelmsburger Mitte durch die Verlegung der Reichsstraße wir damit auch wieder kassiert wenn sich die LKW’s in Mengestrasse stappeln.