Elbinselquartier – keine neuen Wohngebiete ohne Planung der U4 nach Wilhelmsburg!

Michael Rothschuh***

Am 15.7.2019 – mitten in den Ferien! – soll der Bebauungsplan für das „nördliche Elbinselquartier“ vorgestellt werden.

Eine Planung von neuen Quartieren muss von vornherein den Öffentlichen Nahverkehr umfassen, wenn die Quartiere nicht neue Belastungen für die Menschen, die Umwelt und das Klima verursachen sollen. Für Wilhelmsburg heißt das vor allem: eine Verlängerung der U4 zunächst nach Wilhelmsburg-Nord und dann baldmöglichst weiter bis nach Harburg.

Die U-BahnTrasse muss im Bebauungsplan und Flächennutzungsplan verankert sein. (Fotomontage: Michael Rothschuh)

 

Die IBA-Hamburg GmbH, eine Nachfolgegesellschaft der Internationalen Bauausstellung, die von 2006 bis 2013 stattgefunden hat, plant im Auftrag der Stadt eine Reihe von Gewerbe- und Wohnquartieren in Wilhelmsburg. Sie verspricht 5.600 neue Wohnungen, das wären ungefähr 15.000 neue Bewohner*innen; die Bewohnerschaft der Elbinsel stiege damit auf 75.000.

Diese IBA-Planungen sind sehr umstritten, weil nur eine Minderheit der geplanten Wohnungen für Wilhelmsburger*innen und neue Bewohner*innen mit vergleichbarem Einkommen erschwinglich sind. Geplant wird dann am Bedarf vorbei. Teure Neubauwohnungen wiederum sind Preistreiber für den ganzen Stadtteil.

Manche Planungen, wie insbesondere zum so genannten „Spreehafenviertel“, bedeuten zudem Vernichtung von Wäldern und Gebüschen, die nicht nur für die Menschen, sondern auch Vögel und andere Tiere wertvoll sind.

Ein besonderes Ärgernis ist die Trennung von Wohnungs- und Gewerbebau von der Planung des Öffentlichen Nahverkehrs. Dies führt dazu, dass immer mehr motorisierter Individualverkehr durch Wilhelmsburg und von dort in die Stadt gebracht wird. Das ist genau das Gegenteil von guter Stadtentwicklung und von Klimaschutz.

Auf der großen Elbinsel Wilhelmsburg-Veddel-Kleiner Grasbrook mit ca. 60.000 Einwohner*innen und einer großen Zahl von Arbeitsstätten gibt es nur zwei S-Bahnhaltestellen: Veddel und Wilhelmsburg. Die meisten Menschen müssen erst mit dem Bus fahren, bis sie überhaupt zur Bahn gelangen können. Dort brauchen sie einiges Glück, um in die Bahn zu kommen, wo sie dort häufig im Gedränge eingequetscht stehen.

Neue Stationen – wie sie früher mal von der S-Bahn in der Höhe Rotenhäuser Straße und Kornweide angekündigt waren- zu bauen, ist mittlerweile unrealistisch, weil die verlegte Wilhelmsburger Reichsstraße die Bahnstrecke vom Stadtteil trennt.

Notwendig ist die Verlängerung der U-Bahn 4 von der Hafencity nach Wilhelmsburg, wie es bei den Planungen der U4 immer angekündigt wurde.

Dies geht auf Wilhelmsburger Marschboden faktisch nur in Hochlage, weil aufgrund der Grundwasserverhältnisse eine getunnelte U-Bahn ähnlich teuer gebaut werden müsste wie eine Bahn unter der Elbe. Eine Bahn in Hochlage aber muss in der Trasse gesichert werden, bevor Wohnungsbau entsteht. Sind Wohngebäude erst einmal entstanden, gibt es kaum noch eine Chance für eine Hochbahn, weil es immer irgendwelche Eigentümer geben wird, die sich dagegen wehren, weil sie Sorgen vor einem Wertverlust ihrer Gebäude haben.

Möglich ist der Bau einer Hochbahn zunächst einmal bis Wilhelmsburg Nord innerhalb von wenigen Jahren, wie die Verlängerung der U4 zu den Elbbrücken gezeigt hat. Aber nur dann, wenn der politische Wille da da ist. Dieser entsteht kaum ohne Druck der Bevölkerung.

Die Hochbahn U4 nach Wilhelmsburg muss von vornherein eingeplant werden. Darum sollte es bei der Diskussion des Bebauungsplans 100 am Montag, 15.7.2019, 19:30 im Haus der Jugend, Krieterstraße 11 (Nähe S-Bahn Wilhelmsburg) gehen.


 

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