Anzeige zum Jahrestag der Atomkatastrophe in Fukushima, dem 11. März 2014, im politischen Teil der Süddeutschen Zeitung – gezeichnet von 2.420 Ärztinnen und Ärzten und Förderern der IPPNW.
Zum 3. Mal jährt sich die Atomkatastrophe in Fukushima, zum 28. Mal die von Tschernobyl. Wie in Weißrussland, in der Ukraine und in Russland sind auch in Japan weite Gebiete langfristig verstrahlt worden und nun für Generationen unbewohnbar. Die gesundheitlichen Folgen der Radioaktivität sind aus Tschernobyl bekannt: Krebserkrankungen aller Organe, angeborene Fehlbildungen, Erbgutschäden, Totgeburten, Herz-Kreislauferkrankungen.
Es wird immer deutlicher, dass ionisierende Strahlung schon in kleinsten Dosen das Erkrankungsrisiko erhöht. Es gibt keinen Schwellenwert, unterhalb dessen Strahlung unschädlich wäre. Schon die Hintergrundstrahlung verursacht epidemiologisch nachweisbare Gesundheitsschäden (siehe hierzu auch die Übersichtsarbeit Gefahren ionisierender Strahlung auf www.ippnw.de/strahlung).
Fukushima ist noch immer außer Kontrolle
Tag für Tag fließen rund 300 Tonnen radioaktiv belasteten Wassers in den Pazifik. Von den noch nicht geborgenen Brennelementen und den Kernschmelzen geht weiterhin große Gefahr aus. Dekontaminationsversuche wirken hilflos, die Zahl der bereits diagnostizierten Schilddrüsenkrebsfälle bei Kindern ist besorgniserregend. Die fortbestehende Bedrohung für Mensch und Umwelt wird von der japanischen Regierung und der mächtigen Atomlobby verschwiegen, vertuscht und verharmlost.
Atomenergie ist unverantwortlich, unnötig und unbezahlbar
Auch hier in Deutschland stellen die noch nicht stillgelegten Atomkraftwerke eine Gefahr dar:
Brokdorf, Emsland, Grafenrheinfeld, Grohnde, Gundremmingen B und C, Neckarwestheim, Ohu, Philippsburg. Nach dem mehrfachen Super-GAU von Fukushima wurden in Deutschland der Atomausstieg und die Energiewende beschlossen. Bürgerinnen und Bürger machten die dezentrale Energiewende zu einem wirtschafts- und sozialpolitischen „Leuchtturmprojekt“ mit vielen zukunftsweisenden Arbeitsplätzen. Die Mehrheit der Bevölkerung will die Energiewende. Die großen Energiekonzerne e.on, RWE, Vattenfall und EnBW versuchen jedoch mit allen Mitteln, ihre Macht und ihre Profite zu retten. Ihre finanzstarke Lobby will die Energiewende verhindern. Mit der gelenkten Strompreisdiskussion wird versucht, die Erneuerbaren Energien zu diskreditieren. Tatsächlich haben diese jetzt schon strompreissenkende Effekte. Im Gegensatz zu Atom- und Kohlestrom verursachen sie keine
Gefahren und Folgekosten für die nach uns kommenden Generationen. Sogar von Laufzeitverlängerungen der verbliebenen AKWs ist die Rede. Diesen Anschlag auf die Energiewende gilt es abzuwehren.
„Zuerst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich, dann gewinnst du.“ (Mahatma Gandhi)
Die Energiewende unbeirrt fortsetzen
Wir Bürgerinnen und Bürger lassen uns die Energiepolitik weder von den Atomkonzernen noch von der Politik diktieren. Wir machen die Energiewende einfach selber. Wir beteiligen uns, z.B. über Energiegenossenschaften, an Solar-, Wind- und Speicheranlagen. Wir installieren Solarmodule auf dem Dach und Speichersysteme im Keller. Wir bemühen uns um einen nachhaltigen Lebensstil und verlangen Energiespar-
und Effizienzmaßnahmen auch in der Industrie. Wir fordern die Kommunen auf, Energieautonomie anzustreben und lokale Netze selbst zu betreiben. Wir mischen uns an vielen Stellen in die Energiepolitik
ein. Der Erfolg der Energiewende macht uns von Öl-, Gas- und Uranimporten unabhängig und trägt so dazu bei, Ressourcenkriege zu verhindern. Deshalb rufen wir dazu auf:
Tschernobyl und Fukushima nicht vergessen!
Mit der Energiewende die Umwelt schonen und den Frieden fördern!
Anzeige in der Süddeutschen Zeitung am 11.3.2014
Unterzeichnet von 2420 Ärztinnen und Ärzten sowie Förderern der IPPNW – Weitere Informationen: www.ippnw.de/atomenergie.html