Protest gegen die geplante Deichrückverlegung Ellerholz an der Norderelbe

**Liesel Amelingmeyer**

Am 4. September lud die örtliche Bürgerinitiative „#ellerholz – keine weitere Rückdeichung in Wilhelmsburg“ zum Presserundgang entlang der Planungslinie im Ellerholz ein, die für die Initiative eine überschrittene „rote Linie“ darstellt. Um es gleich klarzustellen: Alle sind sich einig, dass es für Deicherhöhungen auf der Elbinsel Wilhelmsburg einen Ausgleich geben muss. Warum dieser ausgerechnet am Ellerholz an der Norderelbe stattfinden soll und dazu noch im Umfang einer Deichrückverlegung, erschließt sich der Bürgerinitiative allerdings nicht.

Bestehende hochwertige und behördlich ausgewiesene Biotope sowie Weißstorch und Schafstall müssen für die Maßnahme weichen.

Für die geplante Deichrückverlegung am Ellerholz in Hamburg-Wilhelmsburg werden bestehende Biotope mit wertvoller Flora und Fauna sowie eine rund 400 Meter lange Baumreihe dem Erdboden gleich gemacht. Der einzige Weißstorch, der Jahr für Jahr im Biotop seinen Brutplatz hat, wird von der Elbinsel verdrängt und der Schafstall mit seiner Herde muss sich ein neues Zuhause suchen. Aber das ist nicht alles.

Für die Menschen vor Ort und Besucher*innen des Naherholungsgebietes bedeutet die Umsetzung der Deichrückverlegung eine jahrzehntelange Baustelle.

Die Deichverteidigungsstraße rückt näher an ihre Siedlungen heran und wie sich das Ganze auf den Grundwasserspiegel auswirkt ist mehr als fragwürdig. Wilhelmsburg leistet mit der aktuell noch in Umsetzung befindlichen Deichrückverlegung Kreetsand (in unmittelbarer Nachbarschaft) bereits seinen Beitrag. Hier entsteht ein großartiges tidebeeinflusstes Vorland von rund 30 Hektar, hochwertig wie ein Biosphärenreservat.

Den Ausgleich für die aktuell geplanten Deicherhöhungen übersteigt die zusätzlich geplante Maßnahme am Ellerholz bei weitem.

Warum also eine erneute Deichrückverlegung im Wilhelmsburger Osten? Seite 17 der Machbarkeitsstudie von 2016 zur Deichrückverlegung Ellerholz des Landesbetriebes Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) ist zu entnehmen: “Insgesamt wurden neun Gebiete für die Rückdeichung als geeignet bewertet“. (Der Textteil der Machbarkeitsstudie findet sich unten im Anhang)

Im Folgenden wird beschrieben, wie aus den neun Varianten das Ellerholz als einziges, genauer zu untersuchendes, Maßnahmengebiet ausgewählt wurde. Die Gründe lassen sich wie folgt zusammenfassen: Weil es für die Stadt am einfachsten ist! Das zu beplanende Gebiet gehört der Stadt Hamburg. Die Konsequenzen für Land und Leute spielen hier keine Rolle.

Fehlende Bürgerbeteiligung trotz fortgeschrittenem Planungsstand.

Bei einer Maßnahme dieser Größenordnung, mit massiven Auswirkungen für Mensch, Tier und Natur, schockiert die Nicht-Einbeziehung der Betroffenen.
Ein Runder Tisch mit Auftakt im Juni 2021, entstand nur aufgrund der Forderung durch die Bürgerinitiative und eines Antrages des Beirates für Stadtteilentwicklung Wilhelmsburg. Die Anwohner*innen wurden bis heute weder über das Vorhaben und dessen Dimension informiert, geschweige denn zur Beteiligung eingeladen.

Hier soll ein „Ökokonto“ schon für zukünftige Ausgleichsflächen geschaffen werden.

Im weiteren Verlauf beschäftigt sich die Machbarkeitsstudie damit, im Sinne ihres angestrebten „Ökokontos“ die beste Variante zu ermitteln. (Seite 86 bis 93). Von diesem Ökokonto verspricht sich die Stadt, naturschutzrechtliche Kompensationsverpflichtungen auch über Wilhelmsburg hinaus zu erfüllen. Ergebnis ist die Vorzugs-Deichbauvariante drei, welche maximal in bestehende Ökosysteme eingreift und massive Auswirkungen auf die Bewohner*innen und Bestandsgebäude hat.
Die Bürgerinitiative lehnt das Projekt ab. Den jetzigen Planungsstand lehnen außerdem die Mehrzahl der Quartiervertreter*innen im Beirat für Stadtteilentwicklung ab. Das Projekt gehöre in Gänze auf den Prüfstand, so das Stadtteilgremium, das seinen Antrag dazu an den Regionalausschuss Wilhelmsburg-Veddel weitergegeben hat.


Bericht im Hamburger Abendblatt vom 6.9.2021:

2021-09-06_Hamburger_Abendblatt_Hamburg-Harburg_-_06-09-2021-1

BILD vom 6.9.2021: „Angst um´s Idyll“

taz vom 6.9.2021:

„Wo wilde Natur dem Deich weichen soll
Die Umweltbehörde will den Ellerholz-Deich in Wilhelmsburg rückverlegen. Eigentlich ein Naturschutzprojekt –nur dass ein anderes Biotop dafür zerstört werden müsste“

taz-Bericht

Machbarkeitsstudie – Ellerholz – Textteil (16MB):
d-machbarkeitsstudie-ellerholz-textteil

 

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