DEGES plant gravierenden Eingriff in die Nord-Süd-Schlagader von Hamburgs Eisenbahn

Es gibt noch kein Baurecht und noch kein Geld vom Bund für den Bau der A26-Ost. Aber schon ab Anfang 2025 sollen S-Bahn, Regionalbahn, ICE, Güter- und Hafenbahn im Süden Wilhelmsburgs auf „Hilfsbrücken“ verlegt werden, damit dort später die Stadtautobahn A26-Ost die Gleise unterqueren kann.
Das bedeutet zahlreiche und lange Sperrungen und Einschränkungen der Bahnen, und die Gefahr, dass der Nord-Süd-Bahnverkehr ganz zusammenbricht.

Die Planfeststellungsbehörde in der Hamburger Wirtschaftsbehörde hat im November 2023 den Bezirk Hamburg Mitte und die Stadtentwicklungsbehörde über eine von der DEGES beantragte „vorläufige Anordnung zur Festsetzung von vorbereitenden Maßnahmen“ für die geplante A26-Ost im Raum Wilhelmsburg informiert. Der Bezirk hat am 9.11.2023 einen Link an die Fraktionen zu den mehrere hundert Seiten (81 MB) umfassenden Unterlagen geschickt, mit der Bitte um Stellungnahme innerhalb einer Woche.

Weder die Mitglieder der Hamburgischen Bürgerschaft, Vertreter von Hafen und Wirtschaft noch die Hamburger Öffentlichkeit wurden von der DEGES oder von der Planfeststellungsbehörde informiert.
Damit hat die im Fernstraßengesetz §17 vorgeschriebene „Anhörung der Gemeinde“ nicht stattgefunden. Die Anordnung wurde lediglich im Amtlichen Anzeiger vom 2.Februar 2024 mit einem Link zu den Unterlagen abgedruckt. Man könne gegen diese Anordnung beim Bundesverwaltungsgericht klagen. Das kostet einige Tausend Euro.

Die A26-Ost ist noch lange nicht in trockenen Tüchern.

  • Gegen den Abschnitt der A26-Ost 6a in Moorburg laufen derzeit Klagen des BUND und NABU vor dem Bundesverwaltungsgericht.
  • Der Abschnitt 6b mit einer 53 Meter hohen Brücke über die Süderelbe und einer dreistöckigen Anschlussstelle auf der Hohen Schaar wurde gerade erst wieder öffentlich ausgelegt. Einwendungen sind bis zum 24. April 2024 möglich.
  • Im Wilhelmsburger Abschnitt 6c ist mit einem Planfeststellungsbeschluss frühestens im nächsten Jahr zu rechnen.
  • Das Bundesverkehrsministerium (BMDV) hat angekündigt, dass neue Autobahnprojekte grundsätzlich vor der Einstellung in den Haushaltsplan auf das Nutzen-Kosten-Verhältnis überprüft werden. Die Kosten für die A26-Ost sind massiv gestiegen, der „Nutzen“ angesichts des ausbleibenden Containerbooms im Hafen stark gesunken.
  • Im Sommer 2024 will das BMDV endlich die nach dem Fernstraßengesetz für 2021 vorgesehene Bedarfsplanüberprüfung durchführen.
  • Die Senatorin für Wirtschaft und Innovation will noch 2024 eine Entscheidung Hamburgs zur Köhlbrandbrücke herbeiführen, die nach bisherigem Stand 5,3 Milliarden Euro kosten soll. Dafür erwartet sie einen Zuschuss des Bundes von 50%. Die stellvertretende Vorsitzende des Haushaltsausschusses im Bundestag, Bettina Hagedorn (SPD), hat sich deutlich zur Köhlbrandquerung und A26-Ost geäußert: Man kann sich nicht beide Projekte leisten.

Die DEGES aber kann es kaum erwarten und will im Süden Wilhelmsburgs schon mal Fakten schaffen.

Angeblich ist höchste Eile geboten, um schon jetzt den Bahndamm über 150 Meter abzutragen und jedes einzelne Gleis auf Hilfsbrücken über die Grube zu führen: 2 Gleise für die S-Bahn, 4 Gleise für die Fernbahnen und 2 Gleise für die Güterbahn. Die beiden Gleise zum Hafen sollen verkürzt werden und dort im Gleiswechselbetrieb genutzt werden, was den Betrieb der für Hamburg so wichtigen Hafenbahn einschränkt.
Wochenlange Sperrungen im S-Bahn-Verkehr sind bereits angekündigt. Mit weiteren Überraschungen ist zu rechnen. Wegen der unkalkulierbaren Bodenverhältnisse sind hier auf der moorigen Insel im Urstromtal der Elbe schon andere Projekte ins Rutschen gekommen.

Die A26-Ost überquert – vom Westen kommend – zunächst die Wilhelmsburger Reichsstraße
(hier noch außerhalb des Bildes), unterquert dann die bogenförmige Auffahrt zur Reichsstraße,
um danach in einen Tunnel abzutauchen, der unter den Bahndamm mit seinen 8 Gleisen führt.
Hinter der Bahn sollen am Katenweg 12 Häuser abgerissen werden. Visualisierung DEGES.

Für einen solchen Ausnahmezustand hat das Bundesfernstraßengesetz hohe Hürden formuliert und fordert eine Anhörung der betroffenen Gemeinde.

  • Vom Bezirk HH-Mitte ist keine Stellungnahme bekannt geworden.
  • Der Bezirk Harburg wurde nicht einbezogen. Dabei wäre der Hamburger Süden in hohem Maße von den geplanten und weiteren nicht vorhersehbaren Gleissperrungen betroffen. Für die Ersatzverkehre wäre eine Koordination mit den parallel laufenden Baumaßnahmen am Harburger ZOB wichtig gewesen.
  • Die Umweltbehörde ist nicht gehört worden, obwohl sie sich in Einwendungen zur Planfeststellung deutlich zu den ökologischen Folgen der Baumaßnahmen und zu den unsicheren Bodenverhältnissen geäußert hat.
  • Die Verkehrsbehörde wurde nicht gehört. Sie ist zuständig für einen funktionsfähigen ÖPNV und ggf. Ersatzverkehre.
  • Die Wirtschaftsbehörde wurde trotz der zu erwartenden Einschränkungen für die Hafenverkehre nicht befragt.
  • Die Abgeordneten der Bürgerschaft hatten keine Gelegenheit sich mit der Thematik zu befassen.

Zukunft Elbinsel Wilhelmsburg hat am 1.März 2024 gegenüber der Planfeststellungsbehörde diese mangelnde Anhörung kritisiert und beantragt, dass die vorläufige Anordnung zurück genommen wird, bis die gesetzlich vorgeschriebene Anhörung der Freien und Hansestadt Hamburg als Gemeinde vollumfänglich erfolgt ist.
In Kopie wurden Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher und Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit über den Vorgang informiert.


Die Planung für die A26-Ost sieht vor: Überquerung der Wilhelmsburger Reichsstraße (links im Bild), danach die Unterquerung der Ab/Auffahrt zur Kornweide und einen Verlauf im Tunnel unter Hamburgs zentraler Nord-Süd-Eisenbahntrasse mit ihren 8 Gleisen. Rechts im Bild die Siedlung am Katenweg, in der 12 Häuser abgerissen werden sollen.
Quelle https://geoportal-hamburg.de/verkehrsportal/#


Das Schreiben von Zukunft Elbinsel Wilhelmsburg e.V. zur „Vorläufigen Anordnung“ an die Planfeststellungsbehörde vom 1.März 2024

An die Planfeststellungsbehörde – vorläufige Anordnung A26-Ost, Abschnitt 6c_01Mrz2024


„Alle Bahnen stehen still, wenn die DEGES es so will“
Pressemitteilung von Zukunft Elbinsel Wilhelmsburg vom 14.November 2023

A26 Ost – der Bau der Hilfsbrücke in Wilhelmsburg führt zu katastrophalen Verkehrsbehinderungen des gesamten Nord- Süd Schienenverkehrs

Pressemitteilung von Gudrun Schittek, MdHBü vom 6.3.2024

6.3. 24 Pressemitteilung Gudrun Schittek-zur A26 Ost


Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Heike Sudmann (DIE LINKE) vom 30.11.23 und Antwort des Senats

Alle Züge stehen still, wenn die DEGES es so will – A26-Ost wird zu jahrelangem Bahn- und Verkehrschaos in Hamburgs Süden führen

alle_zuege_stehen_still_wenn_die_deges_es_so_will_a26_ost_wird_zu_jahrelangem_bahn_und_verkehrschaos_in_hamburgs_sueden_fuehren


Vorläufige Anordnung zur Festsetzung von vorbereitenden Maßnahmen und Teilmaßnahmen…durch den temporären Einbau von Bahnhilfsbrücken…

dl-240124-a26-ost-6c-vorlaeufige-anordnung


Planzeichnung für die geplante Bahnquerung im Süden Wilhelmsburgs

17-2_U05vA_LP3-4_Bahnquerung


Bauwerkskizzen der Hilfsbrücken
17-2_A26-6c_U15.2 Blatt02-01_vA_Längst-und Horizonalschnitt

Kosten-Berichte des BMDV
Übersicht der Gesamtmittelbedarfe für die Aus- und Neubauvorhaben der geltenden Bedarfspläne von Schiene, Straße und Wasserstraße, Stand Juli 2023

Kosten – Bericht des BMDV zum Gesamtmittelbedarf der Bedarfspläne Schiene, Straße und Wasserstraße, Juli 2023


Positive Gesamtprognose bzgl. Erlass des PFB

u.a. mit zahlreichen Einwendungen der Hamburger Umweltbehörde

Unterlage_vAO_positive_Gesamtprognose


 

Hinterlassen Sie eine Antwort