Pegelstand 4.4.: „Wir sollten heute nicht die Autobahnen bauen, die wir morgen nicht mehr brauchen“

kurzer Bericht zum Pegelstand Elbinsel am 4.4.2023

* Liesel Amelingmeyer *

Eine rundum gelungene Veranstaltung ist es geworden. Der kleine Saal des Bürgerhauses Wilhelmsburg war am 4.April 2023 gut gefüllt.

Zum Thema “Verzicht auf die A 26-Ost? – Neue Prioritäten im Verkehr für den Hamburger Süden” hatte Zukunft Elbinsel Wilhelmsburg e.V. mit seinem bekannten Dialogformat eingeladen: Dr. Philine Gaffron, TU Hamburg, Verkehrswissenschaftlerin; Christoph Birkel, Geschäftsführer Tempowerk/hit-Technopark /Beiratsmitglied im Wirtschaftsverein Hamburger Süden; Dominik Lorenzen, Fraktionsvorsitzender der Grünen Bürgerschaftsfraktion im Hamburger Rathaus und Malte Siegert, 1.Vorsitzender des NABU Hamburg. Die Moderation hatte Hartmut Sauer.

 

Dominik Lorenzen machte keinen Hehl daraus, dass er die Diskursmacht über die A 26-Ost nicht denen überlassen möchte, die immer mehr Autobahnkilometer fordern. Kluge Konzepte müssten her, die die Abwicklung des Verkehrs auf den bestehenden Verkehrswegen regeln.

Das das möglich sein sollte unterstrich auch Malte Siegert. Die Priorität bei der Verkehrsplanung im Hamburger Hafen müsse eine neu zu bauende Köhlbrandquerung in Verbindung mit Optimierung und Ausbau der Haupthafenroute haben.

Dr. Philine Gaffron stellte ihre Einordnung der Bundesverkehrswegeplanung (BVP) mit aktuellen Kritikpunkten auf der Grundlage umwelt- und verkehrspolitischer Parameter vor. U.a. sei die Verkehrsprognose des Bundes zur A 26-Ost überholt, so Gaffron und Ergebnisse seien nicht mehr belastbar. Moore und große Versickerungsflächen sind wichtige Kompensationsflächen für die städtebauliche und gewerblich/industrielle Infrastruktur, so Gaffron. Eben diesen Blick auf das Klima und zukünftige Generationen würde der BVP nicht berücksichtigen.

Dies unterstreichen Beiträge aus dem Publikum, die deutlich machen, dass eben die Zerstörung wichtiger Moor- und Grünflächen, wie in Moorburg und Wilhelmsburg, für den Bau der A 26-0st in Kauf genommen werden.

Wir müssen schneller werden, Lücken schließen, wie mit der A 26 Ost”: Mit dieser Forderung stand Christoph Birkel ziemlich alleine da, zumal seine Sparringspartner:innen und das Publikum gute Argumente gegen den Bau dieser Stadtautobahn vorweisen konnten. Spielentscheidend was die Mobilität von morgen angeht, sei für ihn, Christoph Birkel, aber ohne Frage zusätzlich ein starker Ausbau der Schiene im Süden der Hansestadt. Da gäbe es noch viel Luft nach oben.

Dem konnten sich ohne Zweifel Publikum und Podium anschließen. Zum Schluss brachte es Malte Siegert bezogen auf die A 26–Ost auf den Punkt: “Wir sollte heute nicht die Autobahnen bauen, die wir morgen nicht mehr brauchen.” Er nannte Österreich als Vorbild, das sich systematisch von etlichen Autobahnprojekten dem Klima zuliebe verabschiedet hätte.


Ton-Mitschnitt der gesamten Veranstaltung:


Die Präsentation von Dr. Philine Gaffron beim Pegelstand:

Umwelt- und verkehrspolitische Einordnung der Bundesverkehrswegeplanung
Aktuelle Kritikpunkte am Bundesverkehrswegeplan  2030
Vergleich Prognosen für BVWP 2030 mit aktuellen Entwicklungen
Prognosen für A26-Ost aus 2016

2023-04_Pegelstand-Gaffron

Gutachten zum BVWP von Dr. Gaffron für Agora:

90_Bundesverkehrswegeplan_Kurzfassung


A26-Ost in der Presse – eine Auswahl:
Pegelstand-2023-04-04-Presseschau-zur-A26-Ost


„Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten“ 

Bericht zum Pegelstand im Wilhelmsburger Insel Rundblick vom 14.4.2023



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