Was geht am Veringkanal? Bestand, Pläne und Visionen

Bestand, Pläne und Visionen für den Wilhelmsburger Westen zwischen Veringkanal und Reiherstieg

Bebauungsplan Wilhelmsburg 64

Im Bebauungsplan „Wilhelmsburg 64“ von 1988 ist das Ostufer des Veringkanals (hier unten) ein Gewerbegebiet. Um Wohnungsbau möglich zu machen, wäre die Änderung in ein Mischgebiet erforderlich.

//Mit den jüngsten Auseinandersetzungen um den Opernfundus, die Zukunft der Zinnwerke am Ostufer und  der Soulkitchenhalle am Westufer  sowie der aktuell drohenden Räumung der Fläche von „Soulkitchen im Exil“  steht der Veringkanal in Wilhelmsburg hamburgweit im Fokus.

Die Grundlinien, an denen sich die Flächenpolitik der Stadt orientiert,  sind leicht zu beschreiben:

Der „Masterplan Industrie“ hat auch für diesen Senat Priorität und wird in der Allianz von Wirtschaftsbehörde und Handelskammer zentralistisch vollzogen; für die städtische Sprinkenhof AG zählt in erster Linie die maximale Verwertung der von ihr verwalteten Liegenschaften. Bezirkliche Planungen oder konkurrierende Nutzungen haben nur eine Chance, wenn sie sich durch massiven öffentlichen Druck Gehör verschaffen.
Und was ist mit der BSU? Ist das nicht die Behörde, die in dieser Stadt für Stadtentwicklung zuständig sein soll? Von eben dieser Behörde werden seit Jahren  Zukunftskonferenzen, internationale Planungswerkstätten für den „Sprung über die Elbe“ und Gutachten finanziert, wie zwischen Veringkanal und Reiherstieg eine integrierte Planung unter Einschluss urbaner Nutzungen gelingen kann. Aber das scheint genau so wenig von Interesse wie der „Metrozonen“ – Schwerpunkt einer IBA, die ja gerade am Veringkanal die Vereinbarkeit von Stadt und Hafen demonstrieren sollte.

Wenn engagierte Bewohner*innen Stadtplanung jetzt selbst in die Hand nehmen wollen, stützen sie sich auf eine Fülle von Ideen und Perspektiven für diesen Raum, die seit den 90 ger Jahren veröffentlicht sind und spätestens mit der Zukunftskonferenz Eingang in die offizielle Planungsdebatte gefunden hatten.

 

Hier eine Zusammenstellung. Um Hinweise auf weitere Materialien wird gebeten:

 

Vorab die gültigen Bebauungspläne:

1956:

Baustufenplan Wilhelmsburg 63 von 1956 – vor allem noch relevant für das Industriegebiet am Westufer des Veringkanals

Baustufenplan Wilhelmsburg 63

Ausschnitt Wilhelmsburger Westen zwischen Reiherstieg und Veringstraße

Baustufenplan 56 – Ausschnitt Wilhelmsburg-West

1988:

Bebauungsplan Wilhelmsburg 64 von 1988 – mit Gesetzestext – regelt die Bebauung für das Ostufer des Veringkanals

1988-B-Plan_Wilhelmsburg64-der Plan

1988-B-Plan_Wilhelmsburg64-das Gesetz

1997:

Flächennutzungsplan Wilhelmsburg
Für die Bebauung der Kirchdorfer Wiesen hätte im Flächennutzungsplan Grün in Rot umgewandelt werden müssen. Für Wohnen am Veringkanal müsste Grau in Rot umgewandelt werden.

Flächennutzungsplan

2000:

Bebauungsplan-Entwurf Wilhelmsburg 88 – südlicher Veringkanal

Hier soll ein verträgliches Nebeneinander von Industrie im Westen und Wohnen im Osten des Veringkanals – südlich vom Gert-Schwämmle-Weg ermöglicht werden. Unklar ist, warum dieser Bebauungsplan im Entwurf-Stadium verharrt.

Wilhelmsburg 88-Bebauungsplan-Entwurf

2001:

Am 29.7.2001 kommt es zu einer Kesselexplosion bei den Nordischen Ölwerken (NOW) am Westufer des Kanals – keine 200 Meter von der Wohnbebauung an der Veringstraße entfernt. Der Feuerwehrbericht sowie Berichte in Abendblatt und Harburger Anzeigen und Nachrichten:

2001-07-29-NOW-Kesselexplosion

2002:

Während der  Zukunftskonferenz Wilhelmsburg (2001/2002) wird von allen Arbeitsgrupen eine gemischte Nutzung beiderseits der Ufer des Veringkanals  empfohlen. Hier eine Zusammenfassung der entsprechenden Passagen des Weissbuch

Weissbuch -Empfehlungen

 

2003:

Bei der Internationalen Entwurfswerkstatt zum Sprung über die Elbe im Sommer 2003 wetteiferten mehrere internationale Teams um die besten Ideen für diesen Raum

Entwurfswerkstatt-Dokumentation

 

2004:

Mehrere Hamburger Planungsbüros veröffentlichen im Auftrag der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt Entwicklungsperspektiven für Reiherstieg, Veringkanal und Spreehafen im Rahmen des Programms Stadtumbau West

Entwicklungsperspektiven Reiherstieg und Veringkanal

 

2005:

Von den selben Planungsuntersuchungen erfolgt eine umfangreiche Bestandsuntersuchung Wilhelmsburg West – einige Auszüge:

Veringkanal-Reiherstieg-Bestandsuntersuchung

 

2005:

Der Senat verfasst ein offizielles Memorandum zum Sprung über die Elbe unter dem Titel „Hamburg auf dem Weg zur Internationalen Bauausstellung“. Hier wird u.a. ein „städtebaulich anspruchsvoller Übergang zwischen Hafen und Stadt“ im Westen Wilhelmsburgs gefordert und eine Karte gezeigt, die „Wohnen und Arbeiten am Osten des Veringkanals“ propagiert:

Aus: Memorandum-fuer-eine-IBA-Hamburg 2013

 

2006:

Im Rahmen von „Stadtumbau  West“ werden „Nutzungen von Tourismus und Freizeitpotentialen“ realisiert und wird die Reaktivierung von „Brachen am Reiherstieg“ für urbane Nutzungen diskutiert.

Tourismus und Freizeit am Veringkanal

Hamburg_Veringkanal

Impulse für den Veringkanal

StadtumbauWest-Reaktivierung Brachen-am-Reiherstieg

 

2007: 

Hanjo A. Hautz schreibt eine lesenswerte Dissertation zu „Stadt und Hafen: Entwicklungsperspektiven für eine verträgliche Nachbarschaft von Stadt (-entwicklung) und Hafen (-wirtschaft)“

DISSERTATION Hanjo Hautz

2007:

Im Bebauungsplan Wilhelmsburg 88 sollten beide Ufer des Veringkanals – zwischen dem Wasserturm im Süden und dem Gert Schwämmle Weg im Norden – im Sinne einer verträglichen Nachbarschaft von Wohnen und Arbeiten planungsrechtlich neu geordnet werden.
Bis heute ist dieser Entwurf nicht verabschiedet worden – offensichtlich gescheitert am 2007 errichteten Container-Lager am Westufer.

BP-Wi88-Plan-2000

BP-WI88-Entwurf-2007-Text

 

2009:

Die IBA veranstaltet ein Labor zum Thema „Klimafolgen-Management“. Dabei werden konkrete Empfehlungen für den Veringkanal erarbeitet:

Klimafolgen-Management am Veringkanal

 

2010:

Ausstellung „Grüne Perspektiven für den Veringkanal“ im Rahmen der IBA

Ausstellung Grüne Perspektiven für den Veringkanal IBA HAMBURG

2011:

Sanierungsgebiet Wilhelmsburg S5 – Südliches Reiherstiegviertel

„Städtebauliches Erneuerungskonzept“
das reicht bis an die Industriestraße im Westen, umfasst also beide Ufer des Veringkanals

Sanierungsgebiet S5 – Plan und Konzept

2012/13:

Aktuelle Planungen des Bezirksamt Hamburg-Mitte.

Hier werden im „Wohnungsbauprogramm“ „Potentialflächen“ und „Suchräume“ identifiziert. Das Gebiet rund um den Veringkanal ist nicht dabei.

TEIL WILHELMSBURG_VEDDEL_KL_GRASBROOK_wbp2013d-Wohnungsbauprogramm Mitte

Im Gewerbeflächenkonzept wird am Westufer des Veringkanals eine Potentialfläche Industriestraße 101 identifiziert, bei dem es sich planungsrechtlich um ein Industriegebiet gemäß Baustufenplan Wilhelmsburg vom  06.01.1956 handelt. Empfohlen wird: „Suche und Bereitstellung eines geeigneten Ersatzstandortes für das Soul Kitchen; Vermarktung der Fläche für nicht-störende, wohnortverträgliche   Nutzungen; Hinweis: Dies steht im Widerspruch zur planerischen Ausweisung (I nach Baupolizeiverordnung)“

Gewerbeflächenkonzept-Veringkanal-etc

 

2013:

Bei der „Planungswerkstatt Elbinsel 2013+“ ist Wohnungsbau am Veringkanal mittlerweile keine zugelassene Option mehr.  Stattdessen wird die Planungsrunde aus BSU, Bezirk und einigen Bürgern von der Senatsentscheidung für die Verlagerung des Opernfundus an diese Stelle kalt erwischt.

2013-Protokoll Zwischenbilanz 22.02.2013-Teilraum-Veringkanal

Dokumentation zum Teilraum Veringkanal Seite 28/29

2013-02-20_Doku_2. Planungswerkstatt

Wohnen, wo das Leben auch mal lärmt!
Was ist in Deutschland rechtlich möglich und was sollte auch mal möglich sein?

Vortrag im Rahmen der Veranstaltung
„Urban 2030 – die Zukunft von Arbeiten und Wohnen in der Stadt“
der Handelskammer Hamburg am 13.08.2013
Rechtsanwalt Dr. Klaus-Martin Groth

Wohnen, wo das Leben auch mal lärmt!

 

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